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Atemnot nach Sommergewitter deutet auf eine Pilzsporenallergie

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Sporen von Alternaria alternata fliegen ab dem späten Frühjahr bis in den frühen Herbst und sind besonders in Getreidefeldern zu finden. Sporen von Alternaria alternata fliegen ab dem späten Frühjahr bis in den frühen Herbst und sind besonders in Getreidefeldern zu finden. © wikimedia/Abdulghafour; fotolia/nat2851terry
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Bei Schimmel denkt man zunächst an Gesundheitsgefahren, die von modrigen Kellerräumen und feuchten Wohnungen ausgehen. Doch auch von Pilzen, die an der frischen Luft prächtig gedeihen, drohen andauernde Beschwerden.

Ihr Patient mit einer bekannten Allergie gegen Gräserpollen klagt neuerdings über monatelang, bis in den Herbst hinein tränende Augen? Dazu läuft die Nase und das Atmen fällt ihm zunehmend schwer? Dabei hatte er doch so gut auf die spezifische Immuntherapie angesprochen.

Möglicherweise besteht bei Ihrem Allergiker außer gegen die Gräserpollen ja eine weitere Sensibilisierung – nämlich eine gegenüber Schimmelpilzen. Derartige Kombinationen sind gar nicht selten, erklärt Dr. Uta Rabe vom Zentrum für Allergologie und Asthma des Johanniter-Krankenhauses in Treuen­brietzen. Vor allem Alternaria alternata spielt eine wichtige Rolle bei allergischen Atemwegserkrankungen und dem „Gewitter­asthma“.

Ganz wichtig: einen Symp­tomkalender führen

Im Gegensatz zu den Pollen­allergien treten die Reaktionen gegen Schimmelpilzsporen nicht nur während einiger Wochen auf, sondern im Extremfall über Monate hinweg, vom späten Frühjahr bis in den frühen Herbst hinein. Hohe Sporenkonzentrationen finden sich unter anderem in Getreide. Beschwerden nach der ausgedehnten Radtour durch die Felder am Wochenende treiben die Patienten dann am Montagmorgen in Ihre Praxis. Und je mehr der Pilzbestandteile eingeatmet werden, desto stärker sind die Symptome.

Hohe Luftfeuchtigkeit begüns­tigt die Freisetzung der Allergene, sodass sich nach Gewittern oder Platzregen die Krankheitszeichen häufen. Dabei gelangen die Alternariasporen aufgrund ihres geringen Durchmessers bis in die unteren Atemwege und sind dann nicht nur für Konjunktivitis und Rhinitis verantwortlich, sondern auch für teils lebensbedrohliche Asthmaanfälle. Kinder und Jugendliche scheinen besonders häufig zu erkranken. Auswertungen aus der internationalen Fachliteratur und aus Dr. Rabes eigener Klinik zeigen, dass etwa zwei Drittel der Betroffenen jünger sind als 20 Jahre.

Was also tun beim Verdacht auf eine IgE-vermittelte Sensibilisierung gegenüber Alternaria alternata? Ganz wichtig ist, betont die Fachfrau, einen Symp­tomkalender zu führen. Darin soll der Patient genau aufschreiben, wann welche Symptome auftreten. Solche Tagebücher kann man auch im Internet oder als App fürs Smartphone herunterladen. Bei entsprechenden Beschwerden sollte dann die allergologische Untersuchung immer auch auf eine Alternaria­allergie testen.

Immuntherapie lindert die Asthmaattacken

Hilfreich sind auch Auswertungen von Pollenfallen, wie sie die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst betreibt. Eine davon befindet sich in der Treuenbrietzener Klinik. Im besten Fall ergänzen sich Symptomtagebuch und die Daten aus der Falle und ermöglichen so gerade bei schweren asthmatischen Reaktionen gezielte Untersuchungen.

In die Falle gegangen

Sogenannte Burkhard-Fallen liefern Informationen für die Pollenflugvorhersagen. Die Umgebungsluft wird über einen Motor kontinuierlich angesaugt. Darin enthaltene Partikel wie Pilzsporen und Pollen bleiben an einem Plastikstreifen hängen. Dieser Streifen wird täglich ausgetauscht. Ein Experte begutachtet die fixierten Teilchen unter dem Mikroskop und bestimmt Gattung und Art der Organismen.

Sind die Alternariaallergie und ihre klinische Relevanz durch Schleimhautprovokationstests gesichert, stehen für eine spezifische Immuntherapie definierte Extrakte aus dem Schimmelpilz zur Verfügung. Insbesondere die jungen Patienten profitieren von der Therapie, betont Dr. Rabe. Vor allem die besonders gefährlichen Asthmasymptome ließen sich gut damit lindern.

Quelle: Rabe U. Akt Dermatol 2019; 45: 107-113