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Behandlungsqualität beim diabetischen Fußsyndrom mit Telemedizin verbessern

Autor: Dr. Kerstin Tillmann

Expertise und zweite Meinung abrufen – standardisiert per Telemedizin. Expertise und zweite Meinung abrufen – standardisiert per Telemedizin. © iStock.com/Feodora Chiosea
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Mithilfe der Telemedizin könnte die Therapie des diabetischen Fußsyndroms verbessert werden – mit dem Ziel, Amputationen zu verhindern. Verschiedene Ansätze werden bereits jetzt verfolgt. Ein Überblick.

Die Versorgungsqualität bei der Behandlung des diabetischen Fußsyndroms ist sehr heterogen. Das äußert sich u.a. in der Häufigkeit, in der Amputationen durchgeführt werden, oder in der Zeit, die es braucht, bis ein Ulkus verheilt ist. Telemedizinische Ansätze können die Qualität der Behandlung verbessern, wie Dr. Dirk Hochlenert, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, Köln, verdeutlichte.

Es wird davon ausgegangen, dass eine Zweitmeinung zu einer besseren Versorgungsqualität beitragen kann. Viele Projekten zielen daher darauf ab, Ärztinnen und Ärzte direkt untereinander in Austausch zu bringen.

Die Prozesse spielen sich mit der Zeit ein

In einem Projekt in Nordrhein wurden Zweitmeinungen zur Indikation Majoramputation vor Ort eingeholt – wobei der evaluierende Arzt sich selbst im Kontakt mit dem Patienten ein Bild machte. Bis 2013 war bei 19 Anfragen in zehn Fällen die Notwendigkeit einer Amputation bestätigt worden – in fünf Fällen war jedoch eine Revaskularisation möglich. Bis 2018 gab es insgesamt 24 Anfragen, wobei es nur noch zu drei diskrepanten Meinungen kam. Dies sei ein Anzeichen für den Lerneffekt beim Zweitmeinungsverfahren, so der Experte. Es stelle sich eine Harmonisierung des Prozesses ein und die Qualität der Behandlung nehme zu.

Da Kollegen mit relevanter Expertise oftmals weit voneinander entfernt sind, könne jedoch eine zweite Meinung in vielen Fällen nicht „mal eben“ gegeben werden, so Dr. Hochlenert. Es bedarf digitaler Lösungen. Standardisiert wird daher ein digitales Zweitmeinungsverfahren im Projekt „Amputationen verhindern Baden-Württemberg“ geprüft. Hierzu lädt der betreuende Arzt relevante Daten in einem Evaluierungssystem hoch, das diese Daten an zwei Experten weitergibt. Die Experten evaluieren die Daten und geben eine Empfehlung ab, die wiederum vom System an das primär behandelnde Krankenhaus übermittelt wird.

Einschätzung mithilfe fester Abläufe einholen

Auch bei dem Projekt Facharztkonzil der DDG wird eine zweite Meinung nach einem vorgegebenen Prozess eingeholt, wobei eine speziell auf die Indikation zugeschnittene Maske relevante Informationen abfragt. Bei beiden Projekten steht die Bewertung der Ergebnisse noch aus. Im Verlauf wurde bereits deutlich, dass zwei Fotos ausreichen – ein Detailbild und Foto der Wundumgebung.

Diverse Möglichkeiten, die Therapie zu verbessern

Gerade beim diabetischen Fußsyndrom ist auch die Videotelefonie gut geeignet, so Dr. Hochlenert. Anstatt lediglich statische Befunde zur Verfügung zu haben, kann man beispielsweise erfahren, wie aktiv der Patient ist. Außerdem kann man sich die Wunde aus verschiedenen Winkeln zeigen lassen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass mir so irgendetwas verloren geht – außer dem Geruch“, so der Referent.

Amputationen könnten oftmals durch eine qualitativ hochwertige Behandlung verhindert werden. Doch auch wenn eine Amputation unausweichlich ist, profitieren Patienten davon, wenn die Amputationshöhe angepasst wird oder Folgeamputationen verhindert werden. Die Vorteile einer Zweitmeinung liegen daher laut Dr. Hochlenert auf der Hand: Die Behandlungsqualität wird verbessert und es bietet juristischen Schutz. 

Amputation? Erst Notruf wählen!

Ein Notfalltelefon soll Patienten und Angehörige dazu animieren, eine zweite Meinung einzuholen, wenn eine Amputation stattfinden soll. Per Internetseite und Hotline können Spezialisten vermittelt werden. Das Projekt ist noch weitgehend unbekannt und steht nun unter der Schirmherrschaft der AG Fuß der DDG.

Quelle: DiaTec 2019