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Bei der Früherkennung nach COPD und Lungenkrebs gemeinsam suchen

Autor: Elisa Sophia Breuer

Wenn die Suche nach einer möglichen COPD beginnt, kann auch gleich noch nach einer Krebserkrankung geschaut werden. Wenn die Suche nach einer möglichen COPD beginnt, kann auch gleich noch nach einer Krebserkrankung geschaut werden. © iStock/Pascal Kiszon
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Pulmonale Karzinome und COPD haben neben dem betroffenen Organ noch etwas gemeinsam: Früh erkannt, lassen sich die Erkrankungen gut therapieren. Für ein Screening besteht jedoch bisher kein Konsens.

COPD

Patienten, die unbemerkt unter einer COPD leiden, besitzen einen schlechteren Gesundheitsstatus und ein erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu Personen ohne die Erkrankung. Doch oft beachten Betroffene die durch eine COPD ausgelösten Beschwerden nicht oder bringen sie nicht mit ihr in Verbindung. So kommt es dazu, dass Kollegen die Diagnose meist erst im Falle einer Exazerbation oder im fortgeschrittenen Stadium stellen. In der Vorsorge eignet sich die Spirometrie nicht als alleinige Untersuchung. Denn in den Frühstadien können die Befunde schwanken, fixe Schwellenwerte helfen somit nicht weiter, schreiben Johannes­ Kroenig­ und Kollegen von der Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie, am Universitätsklinikum Marburg.

Fragebogen beantworten lassen und Peak Flow messen

Außerdem hängt die Entwicklung des Verlustes der exspiratorischen Einsekundenkapazität (FEV1) vom Lungenwachstum ab, sprich von der erreichten Funktion als junger Erwachsener.

Als vielversprechend erachten die Autoren die Diffusions­kapazitätsmessung. So haben z.B. Raucher mit erhaltener Spirometrie und reduzierter Diffusionskapazität für Kohlenstoffmonoxid ein signifikant erhöhtes COPD-Risiko. Güns­tiger und einfacher umzusetzen ist aber der Capture*-Fragebogen (s. Tabelle). Kombiniert mit der Messung des selektiven Peak Flows zeigt er sich gegenüber allen Einzelmaßnahmen überlegen.

Es braucht nur fünf Fragen

In dem CAPTURE™ genannten Tool gibt es für jedes „Ja“ einen Punkt plus zusätzliche, wenn die Probanden mindestens einen bzw. zwei re­spiratorische Zwischenfälle im vergangenen Jahr erlitten hatten. Bei 0–2 Punkten liegt vermutlich keine COPD vor, bei 2–4 Punkten sollte zum Abklären eine Peak-expiratory-flow-Messung erfolgen, bei 5–6 eine Spirometrie ohne vorherige Messung des Peak Flows.
  1. Haben Sie jemals an einem Ort mit Luftverschmutzung gelebt/gearbeitet oder waren Sie (Passiv-)Rauch oder Staub ausgesetzt?(Ja/Nein)
  2. Ändert sich Ihre Atmung mit Jahreszeiten, Wetter oder Luft­qualität? (Ja/Nein)
  3. Haben Sie Probleme beim Atmen, wenn Sie schwere Sachen heben, Schmutz oder Schnee schippen, joggen, Tennis spielen oder schwimmen? (Ja/Nein)
  4. Ermüden Sie im Vergleich zu anderen Menschen Ihres Alters schneller? (Ja/Nein)
  5. Wie oft haben Sie in den vergangenen zwölf Monaten Arbeits/-Schulzeit oder andere Aktivitäten wegen einer Erkältung, Bronchitis oder Pneumonie versäumt? (0/1/2)

Martinez FJ et al. Am J Respir Crit Care Med 2017; 6: 748-756

Zusätzlich sollten Risikofaktoren wie die Familienanamnese, Rauchstatus oder andere Expositionsbelastungen abgefragt werden. Da COPD-Kranke eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein Lungenkarzinom haben, bietet es sich an, das in der Vorsorge mit abzuklären. Laut den Autoren eignet sich eine CT deshalb für die Erstdiagnose einer COPD besonders gut.

Lungenkarzinom

Unter den Krebstodesursachen ist das Lungenkarzinom bei Männern die ungeschlagene Nummer 1, bei Frauen die Nummer 2. Nur frühzeitig erkannt, besteht die Option einer kurierenden OP. Doch 2/3 der Patienten weisen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits ein lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes Stadium auf. Während in den USA eine Low-Dose-CT für die Früherkennung zum Einsatz kommt, herrscht hierzulande diesbezüglich noch kein offizieller Konsens. Dabei belegen große Studien die Vorteile. Im National Lung Cancer Screening Trial fand sich eine relative Reduktion der Mortalität durch das Screening um 20 %. Bei Männern im Nelson-Trial sank das relative Risiko um 26 %, bei Frauen um 39–61 %. Von den dort entdeckten Karzinomen waren fast 50 % in einem frühen Stadium. Senkung der Mortalität bei vertretbarem Aufwand Die durchschnittliche Strahlenbelas­tung ist beim Low-dose-CT weitaus geringer als die durchschnittliche jährliche natürliche Strahlenbelas­tung in Deutschland. Das kumulative Risiko für strahleninduzierte Malignome erhöht sich nur minimal, schreiben die Kollegen. Sie merken jedoch an, dass kein „schützender“ Schwellenwert existiert. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass sich mit dem Screening eine deutliche Senkung von Morbidität und Mortalität der beiden Lungenkrankheiten bei vertretbarem Aufwand erzielen ließe. Für unverzichtbar halten sie aber die enge Zusammenarbeit von Pneumologen, Radiologen und Chirurgen.

* COPD Assessment in Primary Care To Identify Undia­gnosed Respiratory Disease and Exacerbation Risk

Quelle: Kroenig J et al. Dtsch Med Wochenschr 2019; 144: 1202-1207; DOI: 10.1055/a-0818-8200