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COPD: Diagnose nicht alleine mit Tiffeneau-Index stellen

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Allein auf den Tiffeneau-Index sollte man sich bei der Diagnose einer COPD nicht verlassen. Allein auf den Tiffeneau-Index sollte man sich bei der Diagnose einer COPD nicht verlassen. © iStock/stockdevil
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Die diagnostischen Kriterien einer COPD sind klar definiert. Allerdings scheint der Tiffeneau-Index aus Studiensicht etwas willkürlich gewählt, weshalb er nun überprüft wurde.

Gemeinhin gilt eine relative Ein-Sekunden-Kapazität – das Verhältnis von FEV1 zur forcierten Vitalkapazität, auch Tiffeneau-Index genannt – von 0,70 als Grenzwert für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Liegt das Ergebnis niedriger, soll eine COPD vorliegen. So steht es jedenfalls in verschiedenen Leitlinien der Fachgesellschaften. Nur gibt es dazu eigentlich keine belegenden Studien. Dr. Surya P. Bhatt von der Division of Pulmonary, Allergy and Critical Care Medicine von der University of Alabama in Birmingham und seine Kollegen lieferten diese nun nach.

Das Team vereinte die Daten aus vier großen US-amerikanischen Kohorten. Die Spirometrieergebnisse und Krankenakten von mehr als 24 000 Patienten flossen in die Auswertung ein. Innerhalb der durchschnittlich 15 Jahre Nachbeob­achtungszeit sagte ein anfänglicher Tiffeneau-Index von 0,71 am genauesten COPD-Ereignisse vorher, namentlich stationäre Behandlungen wegen der COPD und Todesfällen durch die Erkrankung. Der Wert unterscheidet sich nicht signifikant von den üblichen 0,70, schreiben die Autoren, und scheint etwas genauer als der LLN (lower limit of normal) zu sein, der verschiedene untere Grenzwerte anhand von Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft definiert.

Trotz Verlässlichkeit nicht blind dem Wert vertrauen

Allerdings darf die Diagnose einer COPD nie auf nur einer Messung des Tiffeneau-Index gründen, ergänzen Professor Dr. Jørgen Vestbo­ von der Division of Infection, Immunity and Respiratory Medicine der Universität Manchester und Professor Dr. Peter Lange vom Department of Public Health der Universität Kopenhagen in ihrem begleitenden Editorial. Denn die individuelle Patientenhistorie spielt bei COPD immer eine Rolle.

Bis die Forschung eine feinere dia­gnostische Unterteilung der COPD anhand der Pathomechanismen entwickelt und ein daran angepasstes spezifisches Vorgehen möglich wird, bietet die bisherige 70-%-Marke aber eine gute Orientierung.

1. Bhatt SP et al. JAMA 2019; 321: 2438-2447; doi: 10.1001/jama.2019.7233
2. Vestbo J, Lange P. A.a.O.: 2412-2413; doi: 10.1001/jama.2019.6584