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Fett absaugen oder wegfrieren? Kryolipolyse verspricht nicht-invasives Erschlanken

Autor: Dr. Andrea Wülker

Fast der gesamte Zellkörper von Adipozyten besteht aus einem gro­ßen Fetttropfen. Fast der gesamte Zellkörper von Adipozyten besteht aus einem gro­ßen Fetttropfen. © iStock/Ugreen
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Hartnäckige Pölsterchen an Hüften und Bauch in Narkose absaugen zu lassen, ist manchen zu heikel. Dabei lässt sich Körperfett auch durch Kälteeinwirkung von außen reduzieren. Doch die Kryolipolyse erreicht nur subkutanes Gewebe und ist nicht für jeden geeignet.

Kryolipolyse ist nichts für Adipöse, die schnell viel Gewicht verlieren möchten, sondern „ein nicht-invasives körperformendes Verfahren zur Reduktion lokaler diät- und trainingsresistenter subkutaner Fettpolster“, wie Dr. Elisabeth­ Hauenstein,­ Ästhetische Medizin Breisach, schreibt. Wie genau funktioniert das?

Kristalle schädigen Membran und führen zur Apoptose

Fast der gesamte Zellkörper von Adipozyten besteht aus einem gro­ßen Fetttropfen, während die Zellorganellen an den Rand gedrängt sind. Gelingt es, den Fetttropfen auf unter 4 °C abzukühlen, kristallisiert er, und es kommt zur Schädigung der Zellmembran und zur Apoptose der Fettzelle. Dieses Prinzip macht sich die Kryolipolyse zunutze.

Die entsprechenden Geräte sind mit verschiedenen Kühlapplikatoren ausgestattet, mit denen unterschiedlich geformte „Problemzonen“ wie z.B. Bauch, Hüfte und Oberschenkel behandelt werden können. Um die meist mehrere Zentimeter dicke Fettschicht effektiv abzukühlen, muss der Behandler mit Minustemperaturen arbeiten, und dabei bewegt er sich auf einem schmalen Grat: Kühlt er nicht ausreichend, bleibt der Behandlungserfolg aus. Kühlt er zu stark, droht ein „Gefrierbrand“, der an eine Verbrennung zweiten Grades erinnert. Weitere mögliche Nebenwirkungen der Kältebehandlung sind Hautrötung, Schwellung, vorübergehende Sensibilitätsstörungen der Haut oder Hyperpigmentierungen.

Absaugen oder wegfrieren?

Die Kryolipolyse ist ein nicht-invasives (aber nicht risikoloses) Verfahren, das subkutanes Fettgewebe um durchschnittlich 10–29 % reduziert. Allerdings dauert es etwa drei Monate, bis der Erfolg sichtbar ist. Die Kältebehandlung reduziert nicht nur lokale Fettpölsterchen, sie strafft auch das Gewebe, z.B. bei postpartal erschlaffter Bauchdecke. Wer rasch viel Fett loswerden möchte, ist mit der Liposuktion besser bedient. Hierbei können in einer einzigen Sitzung bis zu 75 % des subkutanen Fettgewebes abgesaugt werden. Jedoch ist das Verfahren invasiv, erfordert eine Narkose und geht mit entsprechenden Risiken und Ausfallzeiten einher.

Nichts für Patienten mit Colitis oder Kollagenose

Da die Kryolipolyse tiefgreifende Gewebereaktionen mit Entzündungsprozessen und immunologischen Vorgängen auslöst, sollten Patienten mit schwerwiegenden, progredienten Grunderkrankungen nicht mit mit diesem Verfahren behandelt werden. Das gilt u.a. auch für Personen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Kollagenosen oder Kälteurtikaria. Beim typischen „Trommelbauch“ macht die Kältelipolyse wenig Sinn, weil die Fettdepots überwiegend intraabdominal liegen. Dagegen behandelt die Autorin auch adipöse Menschen mit Kryo­lipolyse, vorausgesetzt, sie haben keine unrealistischen Erwartungen an die Methode. 

Quelle Text: Hauenstein E. „Bodycontouring durch Kryolipolyse – Forschung und Praxis“, Akt Dermatol 2017; 43: 512-517, DOI 10.1055/s-0043-118325 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart