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Kinderasthma ist ein Spezialfall

Autor: Dr. Andrea Wülker/Dr. Anja Braunwarth

Step-up-Schemata für Erwachsene lassen sich nicht einfach auf Kinder übertragen. Step-up-Schemata für Erwachsene lassen sich nicht einfach auf Kinder übertragen. © Fotolia/Victor
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Aktuelle Leitlinien enthalten Stufenschemata für die Therapie, um ein Asthma zu kontrollieren. Pädiatrische Patienten brauchen aber ein noch differenzierteres Vorgehen – alleine schon, weil man nicht alle Altersgruppen über einen Kamm scheren kann.

Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der Pädiatrie. Befindet sich die Erkrankung nicht unter Kontrolle, steigt das Risiko für akute Exazerbationen und damit zusammenhängende Notfallbehandlungen bzw. Klinikeinweisungen erheblich, was sich auch ökonomisch niederschlägt. Betroffene Kinder verursachen jährlich etwa doppelt so hohe Kosten wie solche mit guter Einstellung.

Bei jedem dritten Kind ist die Erkrankung unkontrolliert

Ob ein Asthma kontrolliert ist oder nicht, hängt u.a. von der Häufigkeit und Intensität der Symptome sowie von eventuellen funktionellen Einschränkungen der Patienten ab, schreiben Dr. Bradley E. Chipps vom Capital Allergy and Respiratory Disease Center in Sacramento und Mitarbeiter. Aktuelle Strategien für das Management basieren auf dem „impairment and risk“-Modell, das die Symptomatik des Kindes und damit einhergehende Risiken berücksichtigt.

Obwohl viele Kinder unter einer entsprechenden Asthma-Therapie eine gute Einstellung erreichen, bleibt doch ein erheblicher Prozentsatz symptomatisch. Daten aus den Jahren 2006–2010 zeigen, dass bei mehr als 38 % der Kinder ein unkontrolliertes Asthma vorlag. Generell soll eine dauerhafte Eskalation in Betracht gezogen werden, wenn die Asthmakontrolle über einen Zeitraum von 1–3 Monaten trotz entsprechender Therapie suboptimal bleibt.

Dennoch ist es im Praxisalltag nicht immer klar, wann und wie eine Step-up-Therapie eingeleitet werden sollte. Hinzu kommt, dass pädiatrische Patienten ein sehr heterogenes Kollektiv bilden, z.B. weil durch die unterschiedlichen anatomischen Verhältnisse im Respirationstrakt während der Entwicklung Medikamente ganz anders aufgenommen werden.

Die Autoren empfehlen eine Einteilung in drei Altersgruppen:

  • Kleinkinder (≤ 5 Jahre)
  • Schulkinder (6–11 Jahre)
  • Adoleszente (12–18 Jahre)

Sie weisen zudem darauf hin, dass ein Behandlungsansatz, der in einer Altersklasse gut funktioniert, sich für eine andere möglicherweise nicht unbedingt eignet. Mit der Behandlung soll zum einen eine gute Kontrolle der Symptome (einschließlich nächtlicher Symptome) und die Aufrechterhaltung normaler Aktivitäten im Alltag erreicht werden. Zum anderen gilt es, das Risiko für Exazerbationen, beeinträchtigte Lungenfunktion und Therapie-Nebenwirkungen zu minimieren.

Um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kleinen gerecht zu werden, haben die amerikanischen Kollegen einen „pediatric asthma yardstick“ („pädiatrischer Asthma-Maßstab“) separat für die drei genannten Altersstufen entwickelt. Dieses Tool basiert auf aktuellen Step-up-Strategien, berücksichtigt aber auch verschiedene Patientenprofile, neuere Daten sowie die klinische Erfahrung der Autoren. Damit möchten die Kollegen die Behandlung pädiatrischer Patienten verbessern und haben insbesondere diejenigen Kinder im Blick, die nicht immer auf die empfohlenen Medikamente ansprechen. 

Quelle: Chipps BE et al. Ann Allergy Asthma Immunol 2018; 120: 559-579