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Lohnt sich das Intervallfasten?

Autor: Antje Thiel

Eines ist bei allen Fastenkonzepten gleich: Gegessen wird nach einem strikten Zeitplan. Eines ist bei allen Fastenkonzepten gleich: Gegessen wird nach einem strikten Zeitplan. © iStock/Dash_med
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Normal essen und zwischendurch Fastenzeiten einlegen – das ist der neueste Trend unter den Diäten. Es gibt verschiedene Konzepte, was die Dauer und Frequenz der Nahrungskarenz angeht. Doch allen gemein ist, dass sie nicht im Einklang mit wissenschaftlich fundierten Empfehlungen stehen.

Wer bei Amazon Bücher nach dem Stichwort „Intervallfasten“ sucht, erhält eine Trefferliste von 20 Seiten mit Titeln zu dem Thema. Längere Pausen zwischen den Mahlzeiten, auch intermittierendes Fasten genannt, erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Doch so populär das Thema in der Publikumspresse auch ist – die wissenschaftliche Evidenz ist eher dürftig, wie Professor Dr. Dr. Anja Bosy-Westphal, Institut für Humanernährung, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, betonte.

Ein Prinzip mit vielen unterschiedlichen Gesichtern

Beim intermittierenden Fasten gibt es verschiedene Konzepte, etwa das 5:2-Fasten (zwei Fastentage pro Woche, fünf Tage normale Ernährung), das 16:8-Fasten (16 Stunden pro Tag ohne Essen, Nahrungsaufnahme nur in einem Zeitfenster von acht Stunden) oder „Alternate Fasting“ (jeden zweiten Tag Fasten). Fasten kann dabei sowohl totale Nahrungskarenz als auch eine Kalorienreduktion auf 500–600 kcal bedeuten. Manche schwören auch auf das Konzept „One Meal per Day“ (sämtliche Kalorien des Tages in nur einer Mahlzeit, ansonsten vollständige Nahrungskarenz).

Es zählt nicht nur die Gewichtsreduktion

Die wenigen verfügbaren Studien zu den unterschiedlichen Varianten zeigen zwar, dass man mit Fasten ähnlich viel Gewicht verlieren kann wie mit einer konventionellen Energierestriktion. Doch insbesondere für Menschen mit Diabetes sind neben dem bloßen Gewichtsverlust auch weitere Parameter von Bedeutung, etwa die Insulinsensitivität, der Fettstoffwechsel und das Leberfett, erinnerte die Expertin. Und hier schneidet der längere Verzicht auf Essen generell nicht mehr ganz so gut ab: „Fasten führt zu vermehrter Lipolyse. Aufgrund der gesteigerten Fettsäureoxidation verschlechtern sich beim Fastenbrechen allerdings auch die Glukosetoleranz und die Insulinempfindlichkeit“, erklärte Prof. Bosy-Westphal. Ein Fakt, der nur durch eine langfristige Gewichtsabnahme kompensiert werden kann.

„Die statistische Power fehlt den Studien“

Die Ernährungsmedizinerin gab außerdem zu bedenken, dass die vorhandenen Studien nur begrenzte Aussagen zum intermittierenden Fasten zulassen. Vor allem, weil ihnen infolge kleiner Fallzahlen die statistische Power fehlt.

Als weitere Kritikpunkte nannte sie die häufig fehlende Randomisierung, oft fehlende Kontrollgruppen, die Arbeit mit mehreren Endpunkten und das Fehlen von Langzeitdaten zum Gewichtserhalt nach intermittierendem Fasten.

Im Anschluss an die Ausführungen von Prof. Bosy-Westphal meldete sich Professor Dr. Hellmut Mehnert aus dem Plenum zu Wort: „Ich habe in 25 Jahren als Vorsitzender der AG Ernährung in der DDG alle Trends erlebt. Fett reduzieren, Kohlenhydrate reduzieren, eiweißbetont essen etc. Als Quintessenz kann ich eigentlich nur drei Botschaften verkünden: Wer abnehmen will, sollte weniger essen als er verbraucht, eine ausreichende Menge Ballaststoffe zu sich nehmen und nicht rauchen.“ 

Quelle: Diabetes Kongress 2018