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Monozyten sagen Prognose von Lungenfibrose-Patienten voraus

Autor: Maria Weiß

Das transplantatfreie Überleben verkürzt sich bei hoher Monozytenzahl. Das transplantatfreie Überleben verkürzt sich bei hoher Monozytenzahl. © iStock/Dr_Microbe
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Wie rasch schreitet die idiopathische Lungenfibrose voran, wann ist es Zeit für die Transplantation? Bislang lässt sich das nur schwer abschätzen. Die Monozytenzahl im Blut könnte womöglich Antworten liefern.

Der genaue Verlauf der idiopathischen pulmonalen Fibrose (IPF) ist kaum vorhersagbar. Immer wieder treten unvorhersehbare Verschlechterungen mit schnellem Rückgang der Lungenfunktion auf, gefolgt von Phasen relativer Stabilität. Dies erschwert die Entscheidung, wann die Betroffenen auf die Liste für eine lebensrettende Lungentransplantation gesetzt werden müssen. Protein- und RNA-Biomarker, die in diesem Punkt potenziell weiterhelfen könnten, haben sich aufgrund hoher Kosten und/oder schlechter Verfügbarkeit als eher ungeeignet erwiesen.

Dr. Madeleine K.D. Scott von der Stanford University School of Medicine, Stanford, und Kollegen machten sich daher auf die Suche nach Alternativen.1 Sie bestimmten in 120 Blutproben von IPF-Patienten, die ausschließlich mononukleäre Zellen (v.a. Lymphozyten und Monozyten) enthielten, 13 verschiedene Immunzelltypen und setzten deren Häufigkeit in Bezug zur Länge des transplantationsfreien Überlebens. Völlig unerwartet zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der erhöhten Zahl CD14-positiver Monozyten und einer schlechteren Prognose, während T- und B-Zellen keinen Einfluss zu haben schienen.

In zwei verschiedenen Kohorten von insgesamt 60 IPF-Patienten überprüf­ten die Wissenschaftler den beobachteten Zusammenhang und sahen ihn eindeutig bestätigt: Monozytenzahlen ≥ 950/µl waren mit einem signifikant kürzeren transplantatfreien Überleben assoziiert, und das unabhängig von anderen Faktoren wie Lungenfunktion, Geschlecht, Alter und Gesamtzustand des Patienten.

Darüber hinaus konnten die Forscher anhand der Daten von 7459 IPF-Patienten zeigen, dass hohe Monozytenzahlen mit einem schlechteren Überleben bei anderen fibrotischen Erkrankungen – Systemische Sklerose, Myelofibrose, hypertrophe Kardiomyopathie – assoziiert waren.

Monozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Identifikation von Antigenen und sind in der Lage, eine Inflammation und profibrotische Reaktionen hervorzurufen, schreiben Professor Dr. Michael Kreuter, Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, und Professor Dr. Toby M. Maher, Royal Brompton Hospital, London, in ihrem Kommentar.2 In Regionen mit Gewebeverletzung können sich Monozyten zudem in Makrophagen verwandeln und die Expression profibrotischer Gene anschieben.

1. Scott MKD et al. Lancet Respir Med 2019; 7: 497-508; DOI: doi.org/10.1016/S2213-2600(18)30508-3
2. Kreuter M, Maher TM. Lancet Respir Med 2019; 7: 467-469; DOI: doi.org/10.1016/S2213-2600(19)30050-5