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Morbus Crohn: Exazerbation per Kapselendoskopie voraussagen

Autor: Kathrin Strobel

Gute oder schlechte Videonachricht aus dem Darm? Gute oder schlechte Videonachricht aus dem Darm? © iStock/Gannet77
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Ob Patienten mit einem inaktiven Morbus Crohn in den nächsten zwei Jahren mit Exazerbationen rechnen müssen, lässt sich treffsicher per Minikamera vorhersagen.

Ein Forscherteam um Professor Dr. Shomron­ Ben-Horin­ vom Sheba Medical Center der Tel Aviv University hatte insgesamt 61 Patienten mit seit 3–24 Monaten inaktivem Morbus Crohn in eine Studie eingeschlossen. Die Wissenschaftler gingen der Frage nach, mit welcher Methode sich der weitere Krankheitsverlauf am besten prognostizieren lässt. Dazu hatten sie die Teilnehmer bis zum Auftreten einer Exazerbation, maximal aber zwei Jahre lang, nachverfolgt. Bei allen betraf die Erkrankung auch den Dünndarm.

Zu Studienbeginn wurden die Patienten per MRT und Video­kapselendoskopie untersucht. Die Verlaufskontrolle erfolgte alle drei Monate klinisch oder mithilfe von Biomarkern sowie alle sechs Monate per Videokapselendoskopie.

Trefferquote liegt bei knapp 80 %

Insgesamt traten bei 28 % der Patienten im Beobachtungszeitraum Exazerbationen auf. Am sichersten konnten diese durch einen anhand der Kapsel­endoskopie ermittelten Score vorhergesagt werden. Die Trefferquote betrug 79 %. Die zu Studienbeginn gemessenen Werte des C-reaktiven Proteins waren in 73 % der Fälle pro­gnostisch wertvoll.

Dagegen konnte die Vorhersagekraft von fäkalem Calprotectin auf lange Sicht nicht überzeugen. Abnorme Werte zur Baseline korrelierten nur wenig mit einem Aufflammen der Erkrankung (62 %). Je näher der nächste Schub jedoch rückte, desto eher konnte dieser durch die Messung der Calprotectinkonzentrationen vorhergesagt werden: Bei Exazerbationen innerhalb der nächsten drei Monate betrug die Vorhersagekraft von Calprotectin immerhin 81 %.

Calprotectin als Marker für baldige Exazerbation

Das Exazerbationsrisiko bei inaktivem Morbus Crohn innerhalb von drei Monaten lässt sich am sichersten anhand der fäkalen Calprotectinkonzen­trationen abschätzen, schlussfolgern die Autoren. Die Videokapsel­endoskopie eignet sich sowohl für die kurzfristige als auch die langfristige Vorhersage des Risikos.

Quelle: Ben-Horin S et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 2019; 4: 519-528; DOI: 10.1016/S2468-1253(19)30088-3