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Multimorbide Senioren profitieren besonders von der Osteoporose-Therapie

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Laut eigener Aussage wollen viele Patienten lieber sterben als nach einer Hüftfraktur pflegebedürftig zu werden. Laut eigener Aussage wollen viele Patienten lieber sterben als nach einer Hüftfraktur pflegebedürftig zu werden. © iStock/ChooChin
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Mit der Osteoporose-Therapie halten sich viele Kollegen stark zurück – vor allem bei Multimorbiden. Dabei würden gerade diese trotz geringerer Lebenserwartung von ihr profitieren.

Teilnehmer der US-amerikanischen Study of Osteoporotic Fractures waren 1528 Frauen im Alter ab 80 Jahren, die – betreut – in den eigenen vier Wänden lebten. 761 von ihnen litten an Osteoporose, die übrigen 767 hatten ein anderweitig erhöhtes Frakturrisiko (höheres Alter, geringe Knochendichte, schlechterer Gesundheitsstatus). Im Mittel waren die Patientinnen 84 Jahre alt, schreibt das Team um Dr. Kristine E. Ensrud von der University of Minnesota in Minneapolis.

Während des rund vierjährigen Studienzeitraums erlitten 125 Frauen eine Hüftfraktur, was einem Anteil von 8 % entspricht. 287 starben, ohne diese Komplikation erlebt zu haben.

Offenkundig hatte die Osteoporose einen erheblichen Einfluss auf das Frakturrisiko: 13 % der betroffenen älteren Damen brachen sich innerhalb von fünf Jahren die Hüfte. Trotz anderweitig erhöhtem Risiko ereilte dieses Schicksal nur 4 % der Frauen ohne Osteoporose. Die Fünfjahresmortalität lag in der Osteoporosegruppe bei 25 %, in der Gruppe ohne Knochenschwund nur bei 19 %.

Besonders bruchgefährdet waren offenbar Patientinnen mit multiplen Erkrankungen bzw. ungünstiger Prognose. Die Wahrscheinlichkeit einer Hüftfraktur bei gleichzeitiger Osteoporose lag ab drei Komorbiditäten bei 18 %. Demnach tragen Komorbide über 80 Jahre ein besonders hohes Risiko, innerhalb von fünf Jahren eine Hüftfraktur zu erleiden – sogar unabhängig vom allgemeinen Sterberisiko. Bei frakturgefährdeten Frauen ohne die Knochenerkrankung überwiegt dagegen das Sterberisiko deutlich die Möglichkeit eines Hüftbruchs, vor allem wenn mehrere Komorbiditäten und eine ungünstigere Prognose im Spiel sind. Das Frakturrisiko lag in diesen Fällen nur bei 2,5 %.

80 % wollen lieber sterben als wegen einer Fraktur ins Heim

Obwohl die Therapiewahl bei Gebrechlichen nicht ganz leicht fällt, besteht die größte Gefahr darin, eine Osteoporose bei Multimorbiden zu ignorieren, heißt es in einem begleitenden Kommentar. Außerdem sollte man die Präferenzen der Patienten nicht vergessen. Die Frakturprävention hat für viele Senioren eine hohe Priorität: In einer Umfrage wollten 80 % lieber sterben als wegen einer Hüftfraktur im Heim zu landen.

1. Ensrud KE et al. JAMA Intern Med 2019; online first
2. Berry SD et al. A.a.O.