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Niedrige AP und skelettale Probleme deuten auf eine Hypophosphatasie

Autor: Leoni Burggraf

Ein Zeichen für die Hypophosphatasie ist das frühzeitige Ausfallen der Milchzähne im Kindesalter. Ein Zeichen für die Hypophosphatasie ist das frühzeitige Ausfallen der Milchzähne im Kindesalter. © fotolia/Hermann
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Weil sie anderen Stoffwechselstörungen ähnelt, wird die Hypophosphatasie oft nicht erkannt. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann jedoch das Leben der Betroffenen deutlich verlängern.

Hypophosphatasie ist eine angeborene Störung des Knochen- und Mineralstoffwechsels, die in der Regel autosomal rezessiv vererbt wird und auf bestimmten Mutationen im ALP-Gen beruht. Dadurch sinkt die Aktivität der alkalischen Phosphatase (AP) und es resultieren unter anderem Störungen in der Knochenmineralisation.

„Die AP spielt eine wesentliche Rolle im Mineralisierungsprozess“, berichtete Professor Dr. Florian Barvencik, Institut für Osteologie und Biomechanik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Es kommt zu einer Substratakkumulation von Pyrophosphat, Pyridoxalphosphat (PLP) und Phosphoethanolamin, da diese nicht mehr gespalten werden.

Deutliches Zeichen ist der frühe Milchzahnverlust

Die Folge: ein erhöhtes Frakturrisiko. „Wenn eine Stressfraktur nicht heilen will, sollte man die Möglichkeit einer vorliegenden Hypophosphatasie in Betracht ziehen“, so der Experte. Auf Grundlage der Ausprägung und des Manifestationsalters wird zwischen der perinatalen, infantilen, kindlichen und adulten Form bzw. Odontohypophosphatasie unterschieden.

Es gibt eine große Bandbreite klinischer Symptome, denn es treten nicht nur Probleme am Skelett auf, sondern darüber hinaus häufig auch an Muskeln, Zähnen, Nieren und im Nervensystem (siehe­ Kasten). Daher plädierte Prof. Barvencik für einen interdisziplinären Austausch, um eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu erkennen: „Ein deutliches Anzeichen für eine Hypophosphatasie ist beispielsweise der Verlust der Milchzähne noch vor dem fünften Lebensjahr.“

AP leer und verbraucht – alles tut weh

  • Skelett: Mineralisationsstörung, Knochenverbiegung, Knochenentzündung, Fraktur
  • Hirn- und Nervensystem: Pseudomeningitis, Epilepsie, Kopfschmerz
  • Nieren: Calcinose
  • Zähne: Lockerung, Verlust, Karies
  • Gelenke: Chondrocalcinose, Pseudogicht, Entzündung
  • Muskeln: Schmerzen, Entzündung

Enzymersatz-Therapie mit Asfotase alfa

Als wichtiges diagnostisches Kriterium nannte er einen niedrigen AP-Spiegel. Hier gilt es aber, auf die alters- und geschlechtsabhängigen Referenzwerte zu achten. Bei Erwachsenen liegt die Grenze bei < 40 U/l. Allerdings findet sich eine niedrige AP-Aktivität auch bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen sowie bei einer antiresorptiven Therapie. Aufgrund der durch den Enzymmangel hervorgerufenen Akkumulation der Substrate lassen sich zusätzlich erhöhte Werte für z.B. PLP nachweisen. Differenzialdiagnostisch muss man an Rachitis, Osteogenesis imperfecta, Osteoporose, Arthrose oder Rheuma denken. Ein Gentest kann zusätzliche Sicherheit bringen. Zur Beurteilung der Knochen und möglicher Frakturen sollten eine konventionelle Röntgenaufnahme und bei Verdacht auf ein inflamma­torisches Geschehen ein MRT durchgeführt werden. Treten bei nahen Familienangehörigen ähnliche Symptome zu Tage, lautet die Diagnose Hypophosphatasie. Für die Behandlung der Erkrankung hat sich eine Enzymersatz-Therapie mit Asfotase alfa als vielversprechend herausgestellt. Studien zeigten ein deutlich verbessertes Überleben bei Kindern und Jugendlichen sowie Stärkung der Muskelkraft, Ausheilung von Knochenmarködemen oder Stressfrakturen und eine fortschreitende Normalisierung der Knochenmineralisation.

Quelle: Kongressbericht, Knochen in Hamburg 2018