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Rattenmilben, Saugwürmer und Dasselfliegen identifizieren

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die Larven der Dasselfliege leben obligat parasitisch. Je nach Art entwickeln sie sich in Nase, Rachen, Magen oder unter der Haut von Säugetieren. Die Larven der Dasselfliege leben obligat parasitisch. Je nach Art entwickeln sie sich in Nase, Rachen, Magen oder unter der Haut von Säugetieren. © wikimedia/Fritz Geller-Grimm; wikimedia/Petruss
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Es sieht aus wie ein Stich, es juckt wie ein Stich und es war bestimmt eine Mücke. Auch, wenn der Patient den Übeltäter zu kennen glaubt, kann er sich eine tropische Milbe oder einen Entenparasiten eingefangen haben. Vier Fragen helfen, den Schädling zu identifizieren.

„Haben Sie Haustiere?“

Eine Patientin wacht schon seit fünf Jahren jeden Morgen mit stark juckenden Hautläsionen auf. Allerdings nur, wenn sie nicht auswärts übernachtet. Die Frage von Professor Dr. Regina Fölster-Holst, Universitätshautklinik Kiel, nach Haustieren verneint die Patientin. Daraufhin soll sie ihre Wohnung Zimmer für Zimmer mit der Lupe nach Parasiten absuchen und entsprechende Fundstücke sammeln. Der erste Fund erweist sich als Fehlschlag, denn eine Bücher- oder Staublaus (Psocoptera) kann zwar Asthma und allergische Rhinitis auslösen, aber weder stechen noch beißen. Der Frau fällt ein, auch Mann und Tochter haben entsprechende Hauterscheinungen. Die Tochter besitze Rennmäuse, sei aber vor einigen Monaten mitsamt der Mäuse ausgezogen und werde auch in der neuen Wohnung geplagt.

Bei der Suche am ehemaligen Standort des Mäusekäfigs geht der Patientin schließlich der Übeltäter ins Netz, eine tropische Ratten­milbe (Ornithonyssus). Sie ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland heimisch und befällt Ratte, Maus, Hams­ter und Meerschwein, erklärte Dr. Fölster-Holst. In solchen Fällen hilft nur die professionelle Schädlingsbekämpfung mit Malathion, Pyrethrin oder Permethrin, die ggf. wiederholt werden muss. Steroidhaltige Externa sind wirkungslos, da die Plagegeister immer wieder zustechen.

„Haben Sie etwas krabbeln gesehen?“

Ein Student klagt über urtikarielle, teils auch papulöse Hauterscheinungen mit geröteter Umgebung, die ihn an Mückenstiche erinnern. Sie treten nur zu Hause auf, nicht bei auswärtigem Übernachten. Beim nächtlichen Lernen am Schreibtisch im Schlafzimmer entdeckt er außerhalb des Lichtkegels der Leselampe kleine krabbelnde Tierchen und kann einige Exemplare einfangen. Sie entpuppen sich als Bettwanzen: auch hier ist eine professionelle Entwesung durch den Kammerjäger gefragt.

„Sind Sie vor Kurzem im Ausland gewesen?“

Eine 13-jährige Schülerin ist vor 14 Tagen von ihrem Peru-Austausch zurückgekehrt. Schon seit Wochen plagt sie eine schmerzhafte Läsion an der Schulter mit einem wie ausgestanzt wirkenden, blutenden Loch in der Mitte und rätselhaftem Inhalt. Mithilfe einer Pinzette zieht Dr. Fölster-Holst in der Praxis eine Fliegenmade heraus. Das junge Mädchen hatte also Myiasis, ausgelöst durch die Dasselfliege (Dermatobia hominis). Das pelzig behaarte Insekt kommt in gro­ßen Teilen Süd­amerikas vor – auch in Peru.

Das Entfernen der Larve ist gleichzeitig kurativ, die Wunde heilt anschließend von selbst ab. Übertragen wird die „Fliegenmadenkrankheit“ durch den Stich einer „gewöhnlichen“ Mücke, an die eine adulte Dasselfliege zuvor ihre Eier geheftet hat.

„Waren Sie im See schwimmen?“

Ein sommerliches Bad im warmen See wird zwei Geschwistern zum Verhängnis. Einige Stunden später entwickeln sich mückenstichähnliche urtikarielle Papeln an den Beinen. Eine typische Zerkariendermatitis, berichtete die Expertin. Diese Hauterkrankung ist in ganz Deutschland verbreitet, tritt vor allem im Spätsommer auf und gilt wegen des starken Juckreizes als sehr unangenehm. Die Therapie ist symptomatisch mit Gerbstoffen, bei Bedarf auch mit topischen Kortikosteroiden über ein bis zwei Wochen und Antihistaminika.

Zerkarien sind die Larven von Saugwürmern, die nach ihren Haftorganen auf der Bauchseite benannt sind. Ist die Wassertemperatur hoch genug, werden sie von ihrem Zwischenwirt, verschiedenen Wasserschneckenarten, freigesetzt und können auch badende Menschen befallen, wenn sie sich in deren Haut bohren. Die Erkrankung wird auch Entenbilharziose genannt, da die Wasservögel der eigentliche Endwirt sind.

Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin