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Rheumatologen sind auf Hausarzt angewiesen

Autor: Dr. Susanne Gallus

Lediglich 40 % der RA-Patienten werden von Fachärzt/innen behandelt. Lediglich 40 % der RA-Patienten werden von Fachärzt/innen behandelt. © iStock.com/SoumenNath
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Um Patienten mit rheumatischen Erkrankungen die bestmögliche Therapie zukommen zu lassen, sind Spezialisten auf die Hausärzte angewiesen. Ohne funktionierende Zusammenarbeit droht die Unterversorgung der Betroffenen.

Ausschließlich hausärztlich betreute Rheumatiker sind keineswegs die Ausnahme, sondern die Regel: Von fast 97 000 Barmer-Versicherten mit rheumatoider Arthritis (RA) befanden sich in der Auswertung von Dr. Katinka Albrecht­ vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin nur 40 % in fachärztlicher Betreuung.

Hausärzte sind in manchem schlechter, in manchem besser

Patienten mit rheumatoider Arthritis brauchen aber den Rheumatologen, damit dieser die eindeutige Diagnose stellen und die medikamentöse Therapie managen kann, mahnte die Referentin. Denn nicht-fachärztlich Betreute haben ein Problem: Hausärzte verordnen laut Studienergebnissen nur selten eine leitliniengerechte Therapie mit DMARD (disease modifying anti-rheumatic drugs) oder Glukokortikoiden, sie beschränken sich hauptsächlich auf nicht-steroidale Antirheumatika.

Auch die laborchemischen Kontrollen (BSG, CRP) erfolgen in den meisten Fällen beim Facharzt. Was das Verordnen physikalischer Therapien, beispielsweise Krankengymnastik, manuelle Therapie und Thermotherapie, angeht, haben dagegen mit 42 % die Hausärzte die Nase vorn. Nur 16 % der Rheumatologen verschreiben solche Maßnahmen.

Risikogruppen für Versorgungsdefizite

  • Seronegative Patienten ohne rheumatologische Betreuung: Für sie zeigen die Abrechnungsdaten, dass trotz gleicher Krankheitslast weniger Diagnostik (CRP, BSG, bildgebende Verfahren) eingesetzt wird.
  • Multimorbide Patienten: Sie befinden sich seltener in rheumatologischer Betreuung als diejenigen mit weniger Begleit­erkrankungen.
  • Ältere Menschen mit RA (vor allem in Pflegeheimen).
  • Junge Erwachsene mit juveniler Arthritis ohne fachärztliche Betreuung: Nur 27 % erhalten eine DMARD-Therapie vs. 80 % derjenigen beim Rheumatologen.

Entzündungsaktivität unterscheidet sich nicht

Wer nun meint, die Ursache, dass Patienten nicht zum Facharzt gehen, läge einfach in einer geringeren Krankheitsaktivität, der irrt. Denn haus- und fachärztlich Betreute liegen in dieser Hinsicht auf einem ähnlichen Niveau, berichtete Dr. Albrecht.

Im Süden wird zu wenig geimpft

  • Neun von zehn immunsupprimierten RA-Patienten lassen sich die wichtigen Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken vom Hausarzt geben. Alarmierend ist aber, dass 2013 nur 41 % der RA-Patienten eine Grippe­impfung erhielten. Das sagen zumindest die Versichertendaten der Barmer-Krankenkasse.
  • Generell gibt es ein deutliches Ost-West-Gefälle. Spitzenreiter in der Auswertung ist Sachsen-Anhalt mit knapp 60 %, am niedrigsten lag die Influenza-Impfquote in Baden-Württemberg und Bayern (~25 %).
  • Gegen Pneumokokken wurden im Zeitraum 2009–2013 bundesweit sogar nur 15 % der RA-Patienten immunisiert.

Für die Expertin steht fest, dass Rheumatologen für RA-Patienten erreichbarer werden müssen, um ihnen eine adäquate Therapie zu ermöglichen. Dieses Vorhaben ist aber stark auf die Mithilfe der Allgemeinmediziner angewiesen. Haus­ärzte sind die Ersten, die mit den Patienten in Kontakt kommen und sie im Idealfall an die Fachkollegen überweisen. In Zusammenarbeit mit den Rheumatologen sichern sie dann im Verlauf die Basisbetreuung der Kranken, machte Dr. Albrecht deutlich.

Quelle: 46. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie