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Salzverzicht: Bei weniger als 2,5 g pro Tag steigt das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse

Autor: Manuela Arand

Nicht auch noch Salz in die Wunde streuen. Weniger als 8 g pro Tag müssen bei Patienten mit Herzproblemen reichen. Nicht auch noch Salz in die Wunde streuen. Weniger als 8 g pro Tag müssen bei Patienten mit Herzproblemen reichen. © fotolia/sabine hürdler
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Die Salz- und Flüssigkeitsrestriktion gilt als Eckpfeiler des Herzinsuffizienzmanagements. Aber Vorsicht: Auch hier macht die Dosis das Gift, vor allem wenn Diuretika und RAAS-Hemmer an Bord sind.

Die aktuelle Leitlinie der ESC* zur Herzinsuffizienz positioniert sich sehr klar: Flüssigkeitszufuhr auf 1,5 bis 2 l pro Tag begrenzen, Salzzufuhr auf unter 6 g“, erklärte Professor Dr. Frans Hendrik Rutten von der Universität Utrecht. Bei neun von zehn Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (CHF) geht eine Hypertonie der Herzschwäche voraus. Der niederländische Kardiologe schätzt, dass effektive Blutdrucksenkung jeden zweiten CHF-Fall verhindern kann. Patienten mit CHF profitieren unzweifelhaft davon, wenn sie weniger Salz zu sich nehmen, weil die Natrium- und Wasserretention Symptome und Krankheitsprogression verstärkt.

Mit geringer Ejektionsfraktion ist die Gefahr besonders hoch

Aber es gibt offensichtlich eine J-Kurve: Bei < 2,5 g pro Tag steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Dekompensation wieder an, wie Beobachtungen aus den großen Endpunktstudien ONTARGET und TRANSCEND zeigen. „Zu wenig Salz schadet Patienten mit Herzinsuffizienz, vor allem denen mit reduzierter Ejektionsfraktion“, betonte Prof. Rutten.

Speziell bei mit Diuretika und RAAS-Blockern behandelten Patienten ist Vorsicht geboten: Salzrestriktion und geringe Flüssigkeitszufuhr haben ähnliche Effekte auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) wie eine diuretische Therapie. Blockiert man dann auch noch das RAAS, kann der Patient regelrecht austrocknen.

„Sie dürfen nicht vergessen, dass es das Leben eines Patienten sofort dras­tisch verändert, wenn Sie ihm sagen, dass er seine Flüssigkeitszufuhr einschränken soll“, mahnte Prof. Rutten. Unter 1 l pro Tag sei ohne Quälerei kaum zu erreichen. „Ich sage, sie sollen unter 2 l bleiben, das erscheint mir einigermaßen zivilisiert.“ Speziell bei älteren CHF-Patienten müsse man auch aufpassen, dass sie nicht ganz aufhören zu essen, wenn man ihnen das Salzen verbietet.

Salz schlimmer als Zigaretten?

Studien belegen, dass Salzverzicht den Blutdruck senkt, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz vorbeugt. „Den Salzkonsum von den bei uns üblichen 9 bis 12 g pro Tag auf 5 bis 6 g zu senken, kann auf Bevölkerungsebene wirksamer sein als Tabakkontrolle“, betonte Prof. Rutten. Zusammen seien Salz und Rauchen für 80 % der chronischen Krankheitslast verantwortlich.

80 % der Salzzufuhr aus versteckten Quellen

Ein Management mit niedrig dosierten Diuretika, maßvoll reduzierter Flüssigkeitszufuhr und wenig Salz reicht bei „trockenen“, kompensierten CHF-Patienten auf jeden Fall aus. „Wie wenig Salz es genau sein sollte, sagen uns die Studien nicht – auf jeden Fall unter 8 g pro Tag“, so Prof. Rutten. Nicht vergessen: 80 % des Salzes nimmt der Durchschnittsbürger aus versteckten Quellen, also mit industriell verarbeiteten Lebensmitteln auf.

* European Society for Cardiology

Quelle: Heart Failure 2018