Anzeige

Schizophrenie: Je mehr Risikofaktoren, desto früher die Manifestation

Autor: Maria Weiß

Es gibt viele Faktoren, die in die Entwicklung einer Schizophrenie mit hineinspielen. Es gibt viele Faktoren, die in die Entwicklung einer Schizophrenie mit hineinspielen. © iStock/Astova
Anzeige

Äußere Faktoren wie das Aufwachsen in einer Groß­stadt können zur Manifestation einer Schizophrenie beitragen. Je mehr zusammenkommen, umso größer das Risiko.

„Gene laden bei Schizophrenie das Gewehr, aber die Umwelt betätigt den Drücker“, sagte Professorin Dr. Hannelore Ehrenreich­ vom Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen. Die Neurologin stützt ihre Aussage auf die ersten Ergebnisse eines GRAS**-Projektes. Teilnehmer waren etwa 2000 Schizophrenie-Patienten und 4000 Kontrollen. Bis zum Alter von 18 Jahren wurden zahlreiche Faktoren ermittelt, die das Schizophrenie-Risiko erhöhen:

  • perinatale Komplikationen
  • Neurotrauma (z.B. Schädel-Hirn-Trauma)
  • Kindheitstraumata (z.B. Verlust von Angehörigen, Missbrauch, Vernachlässigung)
  • Migration
  • Aufwachsen in Großstädten
  • Cannabiskonsum
  • Alkoholkonsum

An sich sind die Faktoren eher unspezifisch. Kommen aber mehrere zusammen, kann die Situation schnell kippen. So konnte gezeigt werden, dass die Zahl der Risikofaktoren linear mit dem Alter korreliert, in dem sich die Schizophrenie manifestiert. Besonders der Cannabiskonsum bei Minderjährigen kann zur früheren Erkrankung beitragen. Dies spricht dafür, dass Cannabis spezifisch mit der Hirnentwicklung interferiert, sagte Prof. Ehrenreich.

Alkohol macht Schizophrene besonders aggressiv

Für Alkohol wurde zwar kein Zusammenhang gezeigt, schizophrene Patienten weisen aber deutlich häufiger als die Normalbevölkerung alkoholbedingte Störungen auf – in der GRAS-Studie waren es 35 %. Zudem korrelierte ein hoher Alkoholkonsum bei Schizophrenen mit häufigeren stationären Aufenthalten, Non-Adhärenz, mehr medizinischen Problemen und einem deutlich höheren Risiko für Aggressionen und Gewalttätigkeiten. Letzteres erhöhte sich auch insgesamt deutlich mit steigender Zahl der Risikofaktoren.

Quelle: DGPPN* Kongress 2018

* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
** Göttingen Research Association for Schizophrenia