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Sulfonylharnstoffe: Solo fährt man gefährlicher als mit einer Metforminmonotherapie oder -kombination

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Wenn schon keine andere Alternative, dann lieber beide Pillen schlucken. Wenn schon keine andere Alternative, dann lieber beide Pillen schlucken. © fotolia/diy13
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Metformin nicht vertragen? HbA1c-Ziel nicht erreicht? Trotz verfügbarer Alternativen schwört so mancher Kollege dann auf Sulfonylharnstoffe. Die Sicherheitsdaten sind abermals ernüchternd.

Gemäß der deutschen Nationalen Versorgungsleitlinie zum Typ-2-Diabetes (seit 08/2018 abgelaufen und in Überarbeitung) können Sulfonylharnstoffe bei einer Metformin­unverträglichkeit oder Therapieversagen eingesetzt werden. Viele Diabetologen beklagen das kardiovaskuläre Risiko des Wirkstoffs und dürften sich durch eine akutelle Studie bestätigt fühlen.

Denn während als Eskalationsstufe hierzulande eine Medikamentenkombination bevorzugt wird, wechseln z.B. US-Kollegen oft auf eine Monotherapie mit Sulfonylharnstoffen. Wie risikobehaftet dieses Vorgehen ist, haben Dr. Antonios Douros vom Jewish General Hospital in Montreal und Kollegen jetzt untersucht. Retrospektiv werteten sie eine bevölkerungsbasierte Datenbank aus, die von Allgemeinarztpraxen gefüttert wird.

Darin fanden sich 77 138 Patienten mit einem Typ-2-Diabetes, die zwischen 1998 und 2013 erstmalig eine Metforminmonotherapie starteten. 25 699 von ihnen erhielten irgendwann zusätzlich einen Sulfonylharnstoff oder wechselten komplett. Für den direkten Vergleich analysierten die Forscher ca. 23 500 Patientenpaare, die sich u.a. in HbA1c, Dauer der Metformintherapie und Vorerkrankungen glichen.

In der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 1,1 Jahren traten unter den Sulfonylharnstoffen gegenüber der alleinigen Metformingabe mehr Myokardinfarkte und schwere Hypoglykämien auf, die Gesamtmortalität stieg (Hazard Ratios 1,26, 7,60 und 1,28). Zusätzlich ergab sich ein Trend hin zu gehäuften ischämischen Schlaganfällen und höherer kardiovaskulärer Sterblichkeit.

Das Plus an Herzinfarkten und Todesfällen insgesamt führen die Autoren auf den kompletten Wechsel zurück. Denn verglichen mit der Kombitherapie erhöhte der Switch diese Risiken um 51 % bzw. 23 %.

Quelle: Douros A et al. BMJ 2018; 362: k2693