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Verlässlichkeit des Head impulse Test bei vestibulären Symptomen nicht einzuschätzen

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Steckt die Ursache des Schwindels in den Bogengängen? Das passive Drehen des Patientenkopfes soll Aufschluss geben.
Steckt die Ursache des Schwindels in den Bogengängen? Das passive Drehen des Patientenkopfes soll Aufschluss geben. © abhijith3747 – stock.adobe.com
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Experten haben die diagnostische Zuverlässigkeit von Kopfimpulstests bei Patienten mit vestibulären Symptomen analysiert – mit enttäuschendem Ergebnis.

Vestibuläre Symptome wie beispielsweise Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Beeinträchtigung des Seh- oder Hörvermögens zählen zu den häufigsten Beschwerden im klinischen Alltag. Die für die Symptomatik verantwortlichen Grunderkrankungen sind in der Regel mit einer Beeinträchtigung des vestibulären Augenreflexes verbunden. Zur Testung der peripheren vestibulären Funktion stehen dem behandelnden Arzt verschiedene Verfahren zur Verfügung, eines davon ist der immer häufiger eingesetzte Kopfimpulstest (HIT).

Doch wie zuverlässig ist diese diagnostische Methode tatsächlich? Dieser Frage gingen aktuell Professor Dr. Leif Erik Walther von der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Medizinischen Fakultät Mannheim und Kollegen in einer Übersichtsarbeit nach.

Die Sensitivität schwankt zwischen 0 % und 100 %

Die Wissenschaftler durchsuchten vier große medizinische Datenbanken nach klinischen Vergleichsstudien (verschiedene HIT-Verfahren mit anderen diagnostischen Methoden), die bis April 2017 publiziert worden waren und werteten schließlich die Daten von insgesamt 3821 Teilnehmern aus 27 diagnostischen Studien aus. HIT-Verfahren waren z.B. mit dem Standard der kalorischen Testung und auch untereinander verglichen worden. Dabei zeigten sich große Schwankungen hinsichtlich Sensitivität und Spezifität sowohl innerhalb als auch zwischen den einzelnen Studien.

Während die Sensitivität der HIT-Methode im Vergleich zur kalorischen Testung zwischen 0 % und 100 % (Median 41 %) betrug, lag ihre Spezifität zwischen 56 % und 100 % (Median 94 %). Das Risiko für Fehldiagnosen und eine damit verbundene Unter- oder Übertherapie kann somit derzeit mittels HIT-Verfahren nicht zuverlässig eingeschätzt werden, bemängeln die Autoren. Sie halten es für notwendig, erst ein HIT-Verfahren zu optimieren und zu validieren. Nur so lasse sich die symptomspezifische Diagnose verbessern und der Therapiestart schnell und unkompliziert gestalten.

Quelle: Walther LE et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2019; online first