Anzeige

Zusammenhänge von Typ-1-Diabetes, Genen und Umwelt

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Typ-1-Diabetes scheint eine besonders enge Assoziation mit gastrointestinalen oder respiratorischen Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft zu haben. Typ-1-Diabetes scheint eine besonders enge Assoziation mit gastrointestinalen oder respiratorischen Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft zu haben. © iStock/vgajic
Anzeige

Ein Kind weist Inselzell-Autoantikörper auf. Wie groß ist das Risiko, dass ein manifester Typ-1-Diabetes daraus wird? Die TEDDY-Studie sucht schon länger nach prädiktiven Faktoren in der Umwelt, den Genen und Gen/Umwelt-Interaktionen.

Auf dem ADA-Kongress wurden neue Langzeitergebnisse der TEDDY-Studie vorgestellt. Wie Professor Dr. Jeffrey Krischer, University of South Florida’s College of Medicine, Tampa, ausführte, ist bereits die Anzahl an unterschiedlichen Inselzell-Antikörpern (IAK) bei der Geburt entscheidend. Bei den meisten Kindern, die mit einem IAK geboren werden, verliert sich dieser mit der Zeit wieder und es kommt auch kein neuer hinzu. Nur wenige Kinder entwickeln einen Typ-1-Diabetes. Sind schon bei Geburt mehrere Autoantikörper nachweisbar, zeigen diese eine hohe Persistenz und bedingen eine hohe Prävalenz des Typ-1-Diabetes von rund 40 %.

Was ist die TEDDY-Studie?

Das Ziel der TEDDY-Studie (The Environmental Determinants of Dia­betes in the Youth) ist es, die Ereignisse (genetische und Umweltfaktoren) zu identifizieren, die zu einem Typ-1-Diabetes führen. Mehr als 8500 Kinder mit einem erhöhten Typ-1-Dia­betes-Risiko werden in vier Ländern (USA, Deutschland, Schweden und Finnland) seit der Geburt bis zu einem Alter von 15 Jahren regelmäßig untersucht. Das aktuelle mediane Alter der Studienpopulation liegt bei neun Jahren.

Auch Infektionen während der Schwangerschaft sind relevant

Von den bisher ausgewerteten 8676 Kindern der TEDDY-Studie haben 769 im Verlauf von etwa zehn Jahren persistierende IAK und 310 Kinder einen Typ-1-Diabetes entwickelt. Vom Typ des Autoantikörpers scheint es abzuhängen, wie viel Zeit bis zur Manifestation des Diabetes vergeht. Das geschieht bei primärer GADA-Autoimmunität (Glutaminsäure-Decarboxylase) später als bei einer IAA-Autoimmunität (Insulin-Autoantikörpern). Auch im Genom dieser Kinder zeigt sich eine Diskrepanz im HLA-Muster. Was treibt diese Autoimmunität? Die Entwicklung von GADA scheint eine besonders enge Assoziation mit gastrointestinalen oder respiratorischen Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft zu haben. Diese Infektionen sind nur bei genetisch prädisponierten Kindern, bei denen GADA als erster Autoantikörper auftritt, ein prädiktiver Faktor. Auch gastrointestinale Infektionen während der ersten Lebensjahre des Kindes können das Autoimmunitätsrisiko beeinflussen. Der Verdacht, ein Mangel an Vit­amin D oder Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft könnte die insuläre Autoimmunität beim Kind stimulieren, hat sich nicht bestätigt – unabhängig davon, welcher Autoantikörper den Anfang machte. Studien des Vererbungsmusters ergaben: Hat das Kind mit einem positiven Autoantikörperbefund einen Vater mit Typ-1-Diabetes, ist dies ein signifikanter Prädiktor für einen Typ-1-Diabetes beim Kind. Kein klarer Zusammenhang konnte dagegen gezeigt werden, wenn die Mutter an Typ-1-Diabetes litt. Ein Typ-2-Diabetes bei den Großeltern erwies sich umgekehrt als Schutzfaktor.

Quelle: 78th Scientific Sessions der ADA