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Apobank testet Mietpraxen und plant das „Amazon des deutschen Gesundheitswesens“

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Zentrale der Apobank in Düsseldorf. Ulrich Sommer, Vorstandschef der Apobank. Zentrale der Apobank in Düsseldorf. Ulrich Sommer, Vorstandschef der Apobank. © Apobank/CC BY 3.0
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Die Standesbank der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker möchte künftig nicht nur mit Krediten, Konten und Vermögensberatung Geld verdienen, sondern auch als Dienstleister. Mietpraxen und „Amazon des deutschen Gesundheitswesens“ lauten die Ideen.

Das Bankgeschäft ist „absolut intakt“ und läuft ordentlich, wie Ulrich Sommer, Vorstandschef der Apobank, und sein Stellvertreter Dr. Thomas Siekmann berichten: Das Betriebsergebnis vor Steuern sank zwar wegen hoher Aufwendungen für die IT-Umrüstung, aber dank kräftiger Steuerrückzahlungen legte der Jahresüberschuss nach Steuern von 61,9 Mio. Euro (2017) auf 62,9 Mio. Euro im vergangenen Jahr zu. Die angenehme Folge für die 113 455 Eigentümer der Genossenschaftsbank: Wie in den Vorjahren soll ihnen erneut eine Dividende von 4 % überwiesen werden.

Mehr Darlehen für Existenzgründungen und zur Immobilienfinanzierung sowie ein positives Anlagengeschäft trotz der Kursrückgänge an den Börsen in der zweiten Jahreshälfte 2018 lassen die Apobank solide dastehen. Für dieses Jahr geht die Bank von einem ähnlichen Jahresüberschuss wie 2018 aus – und peilt dementsprechend auch für 2020 wieder eine Dividende von 4 % an.

Mietpraxen als neues Angebot für Ärzte

Doch die Düsseldorfer Banker wollen auch zu fremden Ufern. Eine „zweite Säule“ könnten neue Angebote jenseits des klassischen Geldgeschäfts werden. Ein Plan heißt „Mietpraxen“. Mit Zahnärzten wird das Modell dieses Jahr erprobt. Die Apobank und die Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft haben je zur Hälfte die Zahnarztpraxis der Zukunft GmbH gegründet. Das Konzept: Selbstständige (Zahn-)Ärzte machen ihre Medizin und mieten sich alles, was sie dafür brauchen: Praxisräume, Ausstattung, Personal, Management etc.

Was das den Mieter kosten wird (Anteil am Umsatz), kann Bankchef Sommer noch nicht sagen. In Düsseldorf wird eine erste Praxis eingerichtet und auch als „Showroom“ für Interessierte betrieben werden. Mieter sind zwei ältere Zahnärzte, angestellt werden zwei jüngere Zahnärzte, die die Praxis später übernehmen könnten. Stehen die Prozesse und Strukturen, wird die Bank das Modell betriebswirtschaftlich kalkulieren. Anfragen und eine weitere konkrete Interessentin gibt es bereits. Wann und ob das Angebot auch Fach- und Hausärzten gemacht wird, ist laut Sommer noch offen. Mit der Selbstverwaltung sei man in Gesprächen – z.B. über ggf. geförderte Projekte in unterversorgten Regionen.

Univiva soll ähnlich wie Amazon werden

Ebenfalls in diesem Jahr will die Apobank einen digitalen Marktplatz für Unternehmen des Gesundheitsmarktes, Standesorganisationen und andere Anbieter eröffnen und als Betreiber bzw. Vermittler Provisionen verdienen. Dazu wurde vor wenigen Wochen die Gesellschaft „naontek AG“ gegründet. Die soll die Online-Plattform „univiva“ betreiben – und diese zu einer Art „Amazon des deutschen Gesundheitswesens“ machen.

Starten wird das System mit Fort- und Weiterbildungsangeboten. Der Nutzer soll aber nicht nur eine Fortbildung darüber buchen können, sondern auch Hotelzimmer und Bahnfahrt und an der virtuellen Kasse eine Rechnung bezahlen, schildert Sommer die „Vision“ des neuen Geschäftsfeldes. Weitere Angebote könnten z.B. eine Praxisbörse oder die Dienste von Steuerberatern sein.

Für den Erfolg entscheidend sei der „Traffic“, also die intensive Nutzung der Plattform. Die Apobankverantwortlichen glauben, mit ihren 459 000 heilberuflichen Kunden eine gute Basis dafür zu haben. Laut Sommer investiert die Bank eine „siebenstellige Summe“ in die Plattform. Nach drei bis fünf Jahren will man Gewinne erwirtschaften.

Auch die Arbeit von ApoHealth, einem „Kompetenzzentrum“, das Heilberufler mit Workshops, Studien und Netzwerken dabei unterstützt, die Digitalisierung in Praxis und Apotheke zu nutzen, werde ausgebaut. Die Apobank hat bundesweit gut 2500 Mitarbeiter in 58 Filialen sowie weiteren Beratungsbüros an insgesamt 85 Standorten.

Quelle: Apotheker- und Ärztebank – Pressekonferenz

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