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Persönliche Begleitung: Betriebskrankenkassen erproben Social Care Nurses für die Onkologie

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Mehrere Wochen Schulung liegen vor dem Einsatz der Social Care Nurse. Mehrere Wochen Schulung liegen vor dem Einsatz der Social Care Nurse. © thinkstock
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Die Breast-Nurse begleitet seit Jahren in einigen Kliniken in Deutschland Brustkrebspatientinnen. Das Angebot wird von den erkrankten Frauen dankbar angenommen. Die Unterstützung soll – geht es nach den Betriebskrankenkassen – auch auf andere Indikationen ausgeweitet werden. Die Erprobung des Einsatzes der "Social Care Nurse" ist in Vorbereitung.

Das unter Federführung der pronova BKK und Koordination des BKK Dachverbandes entwickelte Projekt "Oscar" erhält für die Umsetzung auf Probe vom Innovationsfonds 1,4 Mio. Euro. Nach Angaben von Chris­tine Richter, Pressesprecherin des BKK Dachverbandes, sollen die Lotsen Patienten von 38 am Projekt beteiligten Betriebskrankenkassen unterstützen, die sich belastenden und teuren Systemtherapien unterziehen müssen.

Ausgelegt ist das Projekt für Patienten u.a. mit akuter Leukämie, aggressivem Myelom, metastasierendem Dickdarmkarzinom, Karzinomen der Lunge und der Bauchspeicheldrüse. Die Social Care Nurse begleitet den Patienten bzw. die Patientin auf Wunsch in allen Krankheitsphasen. Sie unterstützt auch bei individuellen Entscheidungsfragen in Bezug auf unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.

Ausbildung übernimmt die Sächsische Krebsgesellschaft

Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK, ist froh, dass über den Innovationsfonds ein schon lange bestehendes Anliegen verwirklicht werden kann: "Täglich erfahren unsere Mitarbeitenden, welche Belas­tung eine Krebserkrankung für die Patienten und deren Angehörige bedeuten kann. Deshalb ist es uns wichtig, die beziehungskons­tante Begleitung der Betroffenen zu stärken, um auf die Bedürfnisse unserer Versicherten besser eingehen zu können."

Die Social Care Nurse bildet die Schnittstelle zwischen Ärzteteam, Pflegenden, Therapeuten und Sozialdienstmitarbeitern. Sie hilft den Patienten auch, sich im Dschungel psychosozialer Angebote der Sozialleistungsträger zurechtzufinden und z.B. die richtigen Anträge bei Krankenkasse, Pflegekasse oder dem Rentenversicherungsträger zu stellen.

Die Initiatoren sind überzeugt, dass die Koordination der therapeutisch-diagnostischen Maßnahmen einen Gewinn an Lebensqualität und mehr Lebenszeit außerhalb von Wartezimmern, Ambulanzen und Krankenhäusern bedeutet.

Erprobt werden soll der Einsatz der Social Care Nurses – die trotz der Bezeichnung "Nurse" (Krankenschwester) auch männlichen Geschlechts sein können – im Raum Erlangen, Leverkusen und in der Berliner Charité. Die Patienten werden in stationären onkologischen Einrichtungen gezielt von der Social Care Nurse angesprochen und über das Programm informiert.

Erprobung in Erlangen, Leverkusen und in der Berliner Charité

In manchen Einrichtungen kann die Begleitung auch von einem speziell ausgebildeten Sozialdienst-Mitarbeitenden übernommen werde. Dann besteht das Social-Care-Team aus einer Pflegefachkraft und einem Sozialdienst-Mitarbeitenden, die als Tandem arbeiten.

Zunächst sollen im Rahmen des Pilotprojektes 150 Patienten betreut werden. Die Evaluation übernimmt das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité. Die Ausbildung der Lotsen, die auf Pflegefachkräfte mit Erfahrung bei der Betreuung onkologischer Patientinnen und Patienen ausgerichtet ist, übernimmt die Sächsische Krebsgesellschaft. "Die Social Care Nurses werden aus dem Sozial- und Pflegedienst rekrutiert und absolvieren ein modulares Curriculum, das sie zur sozialmedizinischen Begleitung qualifiziert", heißt es in der Projektbeschreibung.

Mehrere Wochen Schulung sind jeweils geplant. Der erste Kurs beginnt voraussichtlich im Oktober 2017. Die Projektpartner gehen davon aus, dass bei der Überführung in die Regelversorgung für diese Indikationen etwa 2250 Social Care Nurses ausgebildet werden müssten.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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