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Software zur Ersteinschätzung: Gesundheitsquiz mit SmED

e-Health , Apps und Internet Autor: Cornelia Kolbeck

Software ermöglicht nicht-ärztlichem Personal die Ersteinschätzung von Patienten.
Software ermöglicht nicht-ärztlichem Personal die Ersteinschätzung von Patienten. © Fotolia/Minerva Studio
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Die Zahl der Patienten, die von sich aus die Notaufnahmen von Krankenhäusern aufsuchen, steigt stetig. Die Software „SmED“ soll ab 2019 bei der Ersteinschätzung der Patienten helfen, um sie in die richtige Versorgungsebene lotsen zu können.

SmED ist die Abkürzung für Strukturiertes medizinisches Ersteinschätzungsverfahren für Deutschland. Wie Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), erklärte, kann die Software überall dort eingesetzt werden, wo Patienten vorstellig werden. Das können z.B. Bereitschaftsdienstpraxen sein, der Rettungsdienst, Portalpraxen oder die Zentrale der Bereitschaftsdienstnummer 116 117.

Dr. Andreas Meer, Internist und Geschäftsführer der Schweizer in4medicine AG, stellte SmED vor. Die Software basiert auf einem in der Schweiz etablierten System, das vom aQua-Institut für eine Nutzung in Deutschland angepasst wurde.

Ziel ist eine Empfehlung zu Behandlungsort und -zeit

Der qualifizierte Nutzer der Software arbeitet Fragen ab, die ihn zu einer treffsicheren Einschätzung führen sollen. Zuerst geht es um den Ausschluss unmittelbarer Lebensbedrohung. Eingeschätzt wird, ob es starke Einschränkungen bei Bewusstsein, Atmung, Kreislauf, Nervensystem gibt oder ob starke Blutungen vorliegen. Der zweite Schritt ist die Auswahl der Leitbeschwerde, z.B. Ohrenschmerzen. Danach folgt die „strukturierte Patientenbefragung“ zu Dauer und Stärke der Beschwerden und konkreten Symptomen wie Fieber, Kopfschmerz, Schwindel. Schritt vier bietet schließlich Handlungsoptionen und Argumente.

Am Ende steht für den Patienten eine Empfehlung zum Zeitpunkt der Behandlung und zum Ort der Versorgung, also: Sofort ins Krankenhaus oder Termin beim niedergelassenen Arzt am Folgetag reicht aus oder Hausmittel verschaffen bereits Linderung.

Sog. Red Flags unterstützen ggf. die Entscheidung für die Notaufnahme. Diese klinischen Warnsignale wurden laut Dr. Meer ursprünglich zusammen mit dem Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern zu den wichtigsten Leitbeschwerden erarbeitet. Die Validierung des Systems in der Schweiz habe eine 93-prozentige Übereinstimmung der Entscheidungen nicht­-ärztlichen Personals mit ärztlichen Entscheidungen gezeigt. Auch bei den nicht übereinstimmenden Entscheidungen habe es „keine Hinweise auf eine lebensbedrohliche, gesundheitsschädigende oder ethisch/moralisch nicht vertretbare Ersteinschätzung der Fachpersonen gegeben“.

Probebetrieb mit Evaluation startet 2019 in elf KVen

SmED wird laut Zi ab dem ersten Quartal 2019 im Alltagseinsatz auf dem Gebiet von elf Kassenärztlichen Vereinigungen evaluiert und kontinuierlich angepasst. Die Basis ist ein mehrjähriger Kooperationsvertrag zwischen Zi, aQua und in4medicine. Gefördert wird die Systeminterventionsstudie zur Evaluation durch den Innovationsfonds.

Rudolf Henke, Vorsitzender des Marburger Bundes, zeigte sich zufrieden, dass das Projekt mit einem Fehlermeldesystem begleitet werden soll. Somit könne der medizinische Beirat Hinweise und Fehlermeldungen bewerten und ggf. notwendige Weiterentwicklungsmaßnahmen anstoßen. Henke kündigte für die Klinikseite zudem an: „Wir werden anhand von Beispielfällen, sogenannten Fallvignetten, die hinterlegten Algorithmen überprüfen, um sicher zu sein, dass die ,red flags‘, die die Einweisung in eine Klinik auslösen sollten, auch tatsächlich zu den notwendigen Konsequenzen führen.“

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