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Internet-Schummler dienen sich Ärzten an

Praxismanagement , Praxis-IT

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"Geld her, oder Sie bekommen schlechte Noten im Internet!" Nicht ganz so plump, aber mit dieser Masche versuchen Gauner, Ärzten Geld aus der Tasche zu ziehen. Eine "Bewertungs­mafia" bietet Ärzten an, für positive Netz-Kommentare zu ihrer Praxis zu sorgen. Natürlich nicht kostenlos.

Die "Bild"-Zeitung hat die Gaunerei aufgedeckt: Zwielichtige Anrufer bieten Ärzten "Internet-Hilfe", "modernes Marketing im Netz" oder "professionelle Positionierung der Praxis auf Bewertungsportalen" an. Sie nutzen die Beliebtheit von Bewertungsportalen wie Jameda oder Docinsider, um gefälschte Kommentare zu verkaufen.

Rechtsanwalt Dr. Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ist dieser Art von Internetbetrug schon vor einiger Zeit auf die Spur gekommen. Ihm wurde ein Arbeitsvertrag zwischen einem Ghostwriter (Kommentar-Fälscher) und einer Agentur zugespielt, die positive Internetbewertungen verkauft.

Ghostwriter schreiben positive Bewertungen

Laut "Bild"-Bericht bekommen die Ghostwriter 1800 Euro Monatsgehalt. Für rund 200 Euro verkaufen die Agenturen den Ärzten diese Leistung. "Für Ärzte bedeuten positive Bewertungen mehr Patienten und damit bares Geld", sagte der Jurist der Zeitung. Die Mediziner seien damit genauso potenzielle Kunden für kriminelle Bewertungsfälscher wie andere Branchen auch.

"Wir wissen, dass es Agenturen gibt, die solche Dienstleistungen anbieten, halten diese jedoch für unseriös und weisen aus diesem Grund auch deutlich auf unserer Seite darauf hin, dass wir solche Bewertungen nicht akzeptieren und ohne Rücksprache löschen", sagt Jameda-Sprecherin Kathrin Kirchler auf Anfrage von Medical Tribune. Nach ihren Angaben können gerade Manipulationsversuche im größeren Stil sehr zuverlässig identifiziert werden.

Bewertungen werden vor der Veröffentlichung geprüft

Jede Bewertung werde vor der Veröffentlichung von einem automatischen Prüfalgorithmus unter die Lupe genommen, erklärt Kirchler. Hierbei geht es vor allem um technische Auffälligkeiten, die weit über das Prüfen der E-Mail- und IP-Adresse hinausgehen.

Vorstellen kann man sich das wie einen digitalen Fingerabdruck, den jeder Internetnutzer auf besuchten Websites hinterlässt. Dieser wird gescannt. Wird hierbei ein Manipulationsversuch festgestellt, geht die Bewertung nicht online. Gibt es einen Verdacht, aber keine ausreichenden Belege für einen Manipulationsversuch, erfolgt eine SMS-Prüfung, ähnlich dem TAN-System beim Online-Banking.

 

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Das Empfehlungsportal Jameda ermöglicht z.B. einen umfangreichen Überblick über Ärzte und die Erfahrungen ihrer Patienten. Registrierte Nutzer können an­onyme Bewertungen zu ihren Ärzten abgeben und Schulnoten zu festgelegten Bewertungskriterien verteilen. Dabei handelt es sich um die "Behandlung", "Aufklärung", das "Vertrauensverhältnis", die "genommene Zeit" und "Freundlichkeit" sowie optionale Fragen wie etwa nach Wartezeiten und Parkmöglichkeiten.

Diese Noten, versehen mit einem kurzen Kommentar der Patienten, sind für jedermann öffentlich zugänglich und bilden gemeinsam mit den Bewertungen anderer Patienten die Gesamtnote eines Arztes. Je mehr gute Noten, desto besser für den Praxisinhaber.

Wie man gute von schlechten Portalen unterscheiden kann

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung empfiehlt Patienten, sich an der Expertise des Ärztlichen Qualitäts-Zentrums (www.aezq.de) zu orientieren, wenn sie Bewertungsportale besuchen. Das ÄZQ hat einen Kriterienkatalog entwickelt, mit dem man gute Bewertungsportale von schlechten unterscheiden kann.

 

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Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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