Weizenreiche Ernährung Neue Hinweise auf Darm-Hirn-Achse bei Multipler Sklerose
Es verdichten sich die Hinweise darauf, dass die westliche Ernährungsweise mit einem hohen Weizenanteil einen negativen Einfluss auf chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) hat. Laut einem Forscherteam um Dr. Victor Zavallos von der Universität Mainz kann im Falle der MS eine in Gluten enthaltene Gruppe von Proteinen, die Alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), mitverantwortlich sein.
Dies untersuchten die Wissenschaftler anhand eines Mausmodells, bei dem eine experimentelle autoimmune Enzephalitis (EAE) induziert wird. EAE und MS ähneln sich so stark in ihrer Pathophysiologie, dass EAE-Mäuse als Modell für MS herangezogen werden. In der Studie erhielten die Tiere über vier Wochen jeweils vier verschiedene Ernährungsregime mit unterschiedlichen Gehalten an Gluten und ATI.
Bei Mäusen, die Pellets mit einem höheren ATI-Gehalt erhielten (ungefähr einer durchschnittlichen westlichen Ernährungsweise entsprechend), zeigten sich verglichen mit Mäusen, die geringere Mengen oder gar keine ATI zu sich nahmen, deutliche Effekte: Dosisabhängig verschlechterte sich die EAE-Symptomatik, Darm- und ZNS-Inflammation verstärkten sich und die Autoimmunität des ZNS erhöhte sich, offenbar aufgrund von Myeloidzellen, die durch ATI aktiviert werden. Gluten, dem man vor der Verabreichung die ATI entzogen hatte, zeigte dagegen keinen Effekt.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass eine glutenreiche Ernährung zur MS-Pathologie beitragen kann, mit der Darm-Hirn-Achse als Mediator. Da aber allein der ATI-Gehalt des Glutens ausschlaggebend ist, könnte es ausreichen, eine therapiebegleitende Ernährung auf Weizenarten zu beschränken, die Gluten mit sehr niedrigem ATI-Anteil enthalten.
Quelle: Zevallos VF et al. Gut 2023, DOI: 10.1136/gutjnl-2023-329562