Peitschenschlagartiger Schmerz im Bein: Achillessehne oder Plantarfaszie?
Ein 29-jähriger Triathlet spürt beim Zieleinlauf einen peitschenschlagartigen Schmerz in seinem linken Bein. Im Krankenhaus klagt der junge Mann über anhaltende Schmerzen bei der Dorsalflexion des Fußes und Druckschmerzen am medialen anterioren Calcaneus.
Die anfangs verdächtigte Achillessehne zeigt keine pathologische Veränderung, auch Durchblutung, Motorik und Sensibilität sind intakt. Die Differenzialdiagnose (Stress-)Fraktur kann im Röntgenbild ebenfalls ausgeschlossen werden. Allerdings werden Dr. Sira Thiel und ihre Kollegen vom Universitätsspital Zürich auf einen Fersensporn aufmerksam, den sie traumatisiert vermuten. Sie verschreiben NSAR.
Hauptzügel der Plantarfaszie rupturiert
Vier Tage später erscheint der Patient wegen persistierender Beschwerden erneut in der Ambulanz. Eine MRT bringt schließlich Klarheit: Der Hauptzügel der Plantarfaszie ist rupturiert, mit Retraktion und umgebendem Hämatom. Außerdem lässt sich ein „Bone Bruise“ an der Insertion am Calcaneus erkennen. Die Ärzte ordnen eine zweiwöchige Entlastung an: Mit Gehstützen bessern sich die Beschwerden in dieser Zeit deutlich. Nach sechs Wochen kann der junge Mann mit einer Fersenweichbettung auch längere Strecken wieder schmerzfrei gehen.
Die Plantarfaszie kann partiell oder komplett rupturieren. Wie bei dem jungen Triathleten ereignet sich der Riss meist im Bereich der Ansatzstelle am Calcaneus, schreiben die Kollegen. Läufer sind besonders häufig betroffen, weswegen man annimmt, dass rezidivierende Mikrotraumata in der Genese eine Rolle spielen.
Dennoch rät das Schweizer Spezialistenteam, bei plötzlich aufgetretenen Fußschmerzen ohne Trauma immer zuerst die häufigere Achillessehnenruptur auszuschließen. Zu den weiteren wichtigen Differenzialdiagnosen zählen (Stress-)Frakturen, entzündliche Arthritiden sowie Nebenwirkungen von Medikamenten. Deshalb sollte man betroffene Patienten auch nach Systemerkrankungen (Spondyloarthritis, Sarkoidose) fragen sowie nach der Einnahme von Antibiotika oder Steroiden. Behandelt wird die rupturierte Plantaraponeurose mit Schonung, NSAR und Physiotherapie, in schweren Fällen auch operativ.
Quelle: Thiel S et al. Swiss Med Forum 2019; 19: 789-790; DOI: 10.4414/smf.2019.08321