Reine Hodenteratome nur beobachten Anders sieht es für nicht-seminomatöse Keimzelltumoren aus

EAU 2024 Autor: Dr. Moyo Grebbin

Für reine Hodenteratome soll die aktive Überwachung bevorzugt werden. Für reine Hodenteratome soll die aktive Überwachung bevorzugt werden. © Kiattisak – stock.adobe.com

Ein Forschungsteam verglich die Prognosen verschiedener Stadium I Hodentumoren unter aktiver Überwachung. Das Ergebnis: Mit einer Intervention wären mehr als 80 % derjenigen mit reinem Teratom überbehandelt worden.

Für reine Teratome im Stadium I stellt die aktive Überwachung nicht bloß eine Option dar – sie sollte sogar bevorzugt werden. Das ergab jetzt die retrospektive Analyse der prospektiv erhobenen Datenbank eTestis des Princess Margaret Cancer Centre in Toronto. Sie enthält Informationen zu zwei Gruppen von Hodenkrebspatient:innen des Stadiums I, die zwischen 1980 und 2023 lediglich eine aktive Überwachung erhielten:

  • reine Teratome (mit oder ohne somatische maligne Transformation)
  • nicht-seminomatöse Keimzelltumoren (NSGCT) mit oder ohne Teratom-Anteil

In die Auswertung schloss das Team um Dr. Julian Chavarriaga vom Princess Margaret Cancer Centre 774 Patient:innen ein, darunter 63 mit reinem Teratom und 711 mit NSGCT. Obwohl es sich um eine retrospektive Studie handelte, waren die Gruppen hinsichtlich ihrer Charakteristika gut ausgewogen, erklärte Dr. Chavarriaga. Als primäre Endpunkte wählten die Wissenschaftler:innen das rezidivfreie Überleben (RFS) und die kumulative Rückfallrate. 

Strategie der Wahl

Nach medianer Nachbeobachtung von rund fünf Jahren bezifferte sich die Rate an Rezidiven und Todesfällen auf 17,4 % für reine Teratome vs. 30,6 % für NSGCT. Der Unterschied erreichte sowohl für das RFS als auch für die kumulative Rezidivinzidenz Signifikanz (RFS: p = 0,0076; kumulative Inzidenz: p = 0,001). Hinsichtlich der sekundären Endpunkte krebsspezifisches Überleben (CSS) und Gesamtüberleben unterschieden sich die Gruppen nicht (Sechs-Jahres-CSS: 100 % vs. 99,1 %; p = 0,92). 

In einer explorativen Analyse unterteilte das Autor:innenteam die Gruppe mit NSGCT weiter in je eine Subgruppe von 178 Erkrankten mit bzw. 533 ohne teratomatösem Tumoranteil. In der RFS-Auswertung trennten sich die Kurven daraufhin in drei abgestufte Verläufe, wobei die der Tumoren mit Teratom-Anteilen in der Mitte zwischen reinem Teratom und NSGCT ohne teratomatöse Komponente verlief (p = 0,0055). Die Rückfallquoten betrugen für NSGCT mit Teratom-Anteil 23,0 % vs. 33,2 %. 

Für Erkrankte mit reinem Teratom sollte die aktive Überwachung die Strategie der Wahl sein, so das Fazit des Teams. Eine adjuvante Behandlung hätte in rund 83 % der Fälle in einer Überbehandlung resultiert. 

Quelle:
Chavarriaga J. 39. Annual EAU Congress;  Abstract A0038