Einmalhandschuhe Bei vielen Untersuchungen und beim Impfen ist Hautkontakt erlaubt

Autor: Nils Bröckelmann

Die Auffassung, Einmalhandschuhe würden primär dem Fremdschutz dienen, ist laut den Autoren nicht korrekt. Die Auffassung, Einmalhandschuhe würden primär dem Fremdschutz dienen, ist laut den Autoren nicht korrekt. © tunedin – stock.adobe.com

Ob zum Impfen oder in der Pflege von Patienten: Einmalhandschuhe werden mittlerweile inflationär genutzt. Die viel wichtigere hygienische Händedesinfektion droht dadurch ins Hintertreffen zu geraten, warnen Experten.

Die Coronapandemie gab dem Tragen medizinischer Einmalhandschuhe einen regelrechten Schub. Auch durch die mediale Berichterstattung wurde die Erwartung aufgebaut, Handschuhe seien grundsätzlich notwendig für den Infektionsschutz und damit für die Patientensicherheit, schreiben Dr. Melanie Brunke vom Robert Koch-Institut und Kollegen. Dem könne man nur durch Aufklären begegnen.

Die Auffassung, Einmalhandschuhe würden primär dem Fremdschutz dienen, ist laut den Autoren nicht korrekt. Im Rahmen der Basis­hygiene sollen sie vielmehr den Träger vor potenziell infektiösen Materialien wie Blut, Sekreten oder Körperausscheidungen schützen und Infektionsketten unterbrechen. Auch wenn ein direkter Kontakt mit stark kontaminierten Flächen in der Umgebung des Patienten wahrscheinlich ist, erscheint das Anziehen von Handschuhen sinnvoll (erweiterte Hygienemaßnahme). So hat es die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) dargelegt.

Typische Tätigkeiten, bei denen es zum Kontakt mit infektiösem Material kommen kann, sind unter anderem Blutabnahmen, Verbandswechel, das Anlegen eines Blasenkatheters und das Waschen von inkontinenten Patienten. Der Kontakt zu intakter Haut rechtfertigt dagegen das Tragen von Handschuhen nicht. Gleiches gilt für Impfungen, denn auch hierbei besteht für Arzt oder MFA normalerweise keine Gefahr durch kontaminierte Flüssigkeiten oder Ausscheidungen.

Ist bei gegebener Handschuhindikation die Arbeit am Patienten beendet, sollte man die Handschuhe ausziehen und eine hygienische Händedesinfektion durchführen. In einigen Situationen können Handschuhe, die geeignete Materialeigenschaften aufweisen, auch anbehalten und desinfiziert werden. Allerdings ist das Risiko von Mikroperforationen zu beachten, das mit Tragedauer und Beanspruchung ansteigt.

Die Gefahr für falsche Händehygiene wächst

Analysen zufolge besteht durch das universelle Nutzen von Handschuhen die Gefahr, dass die korrekte Händehygiene per Desinfektion oder – je nach Situation – Händewaschen vernachläs­sigt wird. Zudem wächst der Plastikmüllberg und damit die Umweltbelastung. „Die Ressourceneffizienz sollte ebenfalls stärker ins Bewusstsein gebracht und in den entsprechenden Schulungen thematisiert werden“, schreiben Dr. Brunke und Kollegen.

Quelle: Brunke M et al. Epid Bull 2023; 28: 3-6; DOI: 10.25646/11389