Berufsallergie durch Betalaktame In seltenen Fällen droht beim Hauttest die Anaphylaxie
Systemische Reaktionen treten bei der Hauttestung von Medikamenten nur selten auf. Vorsicht ist jedoch bei beruflich exponierten Patienten geboten, die via Luftwege oder Haut sensibilisiert wurden, warnen die schweizerischen Kollegen. Sie berichten über zwei Patienten, die wegen arbeitsplatzbezogener bronchospastischer Reaktionen allergologisch abgeklärt wurden.
Beide hatten während ihrer Arbeit Kontakt mit Ceftriaxon, da sie in der Herstellung bzw. Abfüllung des Antibiotikums arbeiteten. Ein Pricktest sollte die kausale Rolle von Ceftriaxon als Auslöser der allergischen Reaktionen untermauern. Das klappte besser, als zu wünschen war: Innerhalb weniger Minuten nach Applikation von Ceftriaxon entwickelten beide Patienten eine anaphylaktische Reaktion, die der Therapie mit Adrenalin bedurfte.
Bei dem einen Patienten wurden aufgrund der hochgradigen Sensibilisierung auf Ceftriaxon sämtliche Betalaktamantibiotika für eine zukünftige Therapie gesperrt. Bei dem anderen sprachen die Ärzte nur für Ceftriaxon ein Verbot aus, da sie Sensibilisierungen gegenüber anderen Betalaktamen ausgeschlossen hatten. Beide Patienten wurden von ihrem Arbeitgeber in andere Abteilungen versetzt, wo sie nicht mehr gegenüber den kritischen Allergenen exponiert waren. Asthmaanfälle traten danach nicht mehr auf.
Betalaktamantibiotika gehören zu den Arzneimitteln, die am häufigsten eine Sensibilisierung auslösen. Diese kann über die Haut oder die Atemwege erfolgen. Betroffen ist vor allem Pflegepersonal, das Medikamentenlösungen vorbereitet oder Personal in pharmazeutischen Firmen, das in Forschung, Produktion oder Abpackung beschäftigt ist.
Risikofaktoren für generalisierte Reaktionen auf alle Allergentypen im Hauttest sind vor allem frühere Anaphylaxien und ein kurzes Zeitintervall zwischen Allergenkontakt und Reaktion. Auch wer bisher nur milde allergische Symptome hatte, kann im Hauttest systemisch reagieren.
Bei Personen mit beruflicher Betalaktamexposition sollte innerhalb von maximal zwölf Monaten nach der letzten allergischen Reaktion eine allergologische Abklärung erfolgen. Sind Risikofaktoren erkennbar, kann man zwar zuvor spezifisches IgE messen (cave: geringe Sensitivität) oder einen Basophilen-Aktivierungstest (nicht ausreichend validiert) durchführen. Um einen Hauttest wird man aber nicht herumkommen. Er sollte schrittweise mit Verdünnungsreihen durchgeführt werden, und die Patienten sind streng zu überwachen.
Quelle: Bircher AJ et al. Akt Dermatol 2022; 48: 301-305; DOI: 10.1055/a-1539-1958