Hochdruckstudie Renale Denervierung mit Plot-Twist

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Es zeigten sich nach drei Jahren ähnliche Ergebnisse wie bei SYMPLICITY-HTN-1 und -2. Es zeigten sich nach drei Jahren ähnliche Ergebnisse wie bei SYMPLICITY-HTN-1 und -2. © wutzkoh – stock.adobe.com

Die renale Denervierung ist beim therapierefraktären Hochdruck möglicherweise doch wirksam. Nach einem wenig überzeugenden Kurzzeitergebnis – das Verfahren schien nach sechs Monaten zwar sicher, aber nicht effektiv zu sein – überraschte die Endauswertung der SYMPLICITY-HTN3-Studie mit einem positiven Langzeitresultat.

Die Kohorte bestand aus 535 hypertensiven Erwachsenen. Die Patienten erhielten alle bereits die maximal tolerierte Medikamentendosis bei mindestens drei Medikamenten, inklusive eines Diuretikums. Verglichen wurde die renale Denervierung mit einer Scheinprozedur (ursprüngliches Verhältnis 2:1). Die finale Analyse erfolgte drei Jahre nach der Intervention. Dabei zeigten sich auch nach dieser Zeit keine Spätkomplikationen, schreiben Prof. Dr. Deepak Bhatt von der Harvard Medical School in Boston und Kollegen.

Die Ergebnisse hinsichtlich der Effizienz veränderten sich im Vergleich zur Auswertung nach sechs Monaten deutlich. Die Daten bescheinigen der arteriellen Denervierung nach 36 Monaten eine klinisch relevante Reduktion des in der Praxis gemessenen Blutdrucks um 26 mmHg (Sham: 6 mmHg). Auch in der 24-h-Messung schnitten die Patienten der Interventionsgruppe um 16 mmHg besser ab als die der Shamgruppe. Und sie befanden sich doppelt so lange im therapeutischen Bereich bei vergleichbarer Medikation. Die zusammengesetzten Sicherheitsendpunkte (u.a. Gesamtmortalität, neu aufgetretenes Nierenversagen, Gefäßkomplikationen, hypertensive Notfälle) unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht (15 % und 14 %). Für die Studienautoren zeigen die Ergebnisse, dass die renale Denervierung langfristig nicht an Wirkung verliert, sondern diese im Gegensatz eher noch zunimmt. Somit könnte sie für Patienten mit therapierefraktärem Bluthochdruck eine zusätzliche Therapieoption bieten.

Elvira Fanelli von der Universität Turin und Prof. Dr. Alexandre Persu von der Université Catholique de Louvain in Brüssel bleiben noch skeptisch. Zwar zeigten sich nach drei Jahren ähnliche Ergebnisse wie bei SYMPLICITY-HTN-1 und -2, allerdings endete die Verblindung nach sechs Monaten und die Patienten konnten sich doch noch der Denervierung unterziehen. Da die Mehrheit das auch tat (101 von 171 Teilnehmern), gingen die Vorteile von Verblindung und Randomisierung verloren und die endgültige Analyse habe nur noch die Aussagekraft einer Beobachtungsstudie. Außerdem habe man zu keinem Zeitpunkt die medikamentöse Therapietreue erfasst. Zur Bestätigung empfehlen sie weitere kontrollierte und verblindete Studien.

Quelle:
1. Bhatt DI et al. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01787-1
2. Fanelli E, Persu A. Lancet 2022; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01788-3