Zwei Biopsiearten kombinieren und Prostatakrebs aufspüren
Prostatakarzinome können von sehr unterschiedlicher Aggressivität sein, was sich vor allem in frühen Stadien in hohem Maß auf die anzustrebende Therapie auswirkt. Die transrektale, ultraschallgesteuerte systematische Biopsie mit zwölf Stanzen gibt die Aggressivität nicht unbedingt adäquat wieder: Damit werden einerseits aggressivere Tumoren übersehen, weil sie durch das relativ grobe Raster der zwölf Biopsienadeln fallen. Umgekehrt führt die Angst vor einer derartigen Unterdiagnose zu einer Übertherapie von Erkrankungen, die sich dann zum Beispiel bei der pathologischen Untersuchung des Operationspräparats als harmlos erweisen.
Methoden miteinander verglichen und kombiniert
Die Frage, ob die Treffsicherheit der Diagnose sich erhöht, wenn die Biopsie zusätzlich oder alternativ durch eine multiparametrische Kernspintomographie (MRT) gesteuert wird, war Gegenstand der Trio-Studie, die von Dr. Michael Ahdoot, National Cancer Institute, Bethesda, und Kollegen durchgeführt wurde. In dieser Studie wurden 2103 Männer, die im MRT auffällige Strukturen in der Prostata aufgewiesen hatten, sowohl konventionell systematisch als auch MRT-gesteuert biopsiert. Primärer Endpunkt war die Detektionsrate mit den beiden Verfahren entsprechend des WHO-Gradings.
Gleason-Score trifft WHO-Grading
Keines der Verfahren ist unfehlbar
Bei der histopathologischen Analyse der 404 Operationspräparate musste in lediglich 3,5 % der Fälle gegenüber den Ergebnissen der kombinierten Biopsie ein Upgrade in eine Gruppe von 3 oder höher erfolgen; gegenüber der alleinigen MRT-gesteuerten Biopsie waren es 8,7 %, gegenüber der systematischen Biopsie 16,8 %. Die kombinierte Biopsie kann bei Männern mit kernspintomographisch sichtbaren Prostataläsionen also insgesamt mehr Krebserkrankungen erkennen, aber auch die MRT-gesteuerte Methode ist nicht unfehlbar. Sie schätzt etwa jeden zwölften therapiebedürftigen Tumor zu gutartig ein, so die Autoren. Ihr Fazit: Alles in allem verfehlt die kombinierte Anwendung der beiden Biopsiemethoden deutlich seltener die Diagnose eines therapiepflichtigen Prostatakarzinoms als die alleinige MRT-gesteuerte oder gar die alleinige systematische Biopsie.Quelle: Ahdoot M et al. N Engl J Med 2020; 382: 917-928; DOI: 10.1056/NEJMoa1910038