Meningokokken-Impfung Auch nach durchgemachter Infektion?

Autor: Andreas H. Leischker

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Frage: - Macht es Sinn, einen Patienten, der bereits vor Jahren bewiesen eine Meningokokken-B-Infektionserkrankung erlebt hatte, jetzt gegen Meningokokkus B impfen zu lassen?

Antwort: Nach einer durchgemachten Meningokokkenerkrankung entsteht eine Immunität, die serogruppenspezifisch ist – in diesem Fall gegen die Serogruppe B. Unklar ist jedoch, wie ausgeprägt die Immunität ist und wie lange sie anhält. Nach einer Untersuchung des Nationalen Referenzzentrums Meningokokken und Haemophilus influenzae (NRZMHi) an der Universität Würzburg haben Patient:innen, die eine invasive Meningokokken-Infektion erleiden, gegenüber der Normalbevölkerung ein ca. 50-faches Risiko, erneut zu erkranken. Es wird vermutet, dass invasiven Meningokokken-Infektionen häufig ein unerkannter Immundefekt zugrunde liegt, der das Risiko für eine erneute Meningokokkenerkrankung erhöht.

Die Ständige Impfkommission gibt keine konkrete Empfehlung zur Impfung von Patient:innen, die bereits eine Meningokokken-Erkrankung gehabt haben. Nach den aktuellen britischen Leitlinien von Public Health England sollen ungeimpfte oder teilweise immunisierte Patientennach Ausheilung der akuten Erkrankung die Meningokokken-Impfungen erhalten, die nach dem altersentsprechenden Impfplan indiziert sind. Risikopatienten – zum Beispiel Patienten mit Asplenie oder mit Komplementdefekten – sollen gegen Meningokokken der Serogruppen ACYW135 und gegen Serogruppe B geimpft werden.

Für den konkreten Fall gilt: Besonders wichtig ist die Impfung gegen Meningokokken der Serogruppen ACYW135 – gegen diese Serotypen besteht ja keine Immunität. Da unklar ist, wie ausgeprägt der Schutz gegen Meningokokken der Gruppe B ist und wie lange er anhält, sollte auch gegen diesen Serotyp geimpft werden.

Literatur:
1. Public Health England: Guidance: Meningococcal disease: guidance on public health management Published 1 March 2012; Last updated 6 August 2019
2. Website Universität Würzburg, Nationales Referenzzentrum für Meningokokken und Haemophilus influenzae www.meningococcus.uni-wuerzburg.de/startseite/faq/

Autor
Facharzt für Innere Medizin – Flugmedizin – Reisemedizin (DTG)
Arbeitsgemeinschaft "Impfen" der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (7) Seite 43
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