EBM: Nutzen Sie die letzten Wochen des Quartals, um Korrekturen vorzunehmen

Autor: Anke Thomas, Foto: thinkstock

Abrechnungsanalysen haben gezeigt: Nach dem ersten Quartal mit dem neuen Hausarzt-EBM haben sich manche Praxen gut auf die neuen Gegebenheiten eingestellt - andere jedoch müssen mit Einbußen rechnen.

http://gbh.medical-tribune.de/Erste Analysen zur Halbzeit des ers­ten Quartals haben gezeigt, dass viele Praxen mit der Umsetzung des neuen EBM kämpfen, erklärt Dr. Georg Lübben, Arzt und Geschäftsführer der AAC GmbH. Besonderes Augenmerk legt die AAC GmbH dabei immer auf das Chronikerpotenzial, die Gesprächsziffer sowie das geriatrische Basisassessment.


Denn anhand dieser geänderten oder neuen Ziffern kann recht gut abgelesen werden, ob und wie der EBM ab 1. Oktober in Praxen umgesetzt wurde. Die Beispieltabellen verdeutlichen dies und zeigen, welche Hausärzte „gut“ abgerechnet haben und bei welchen akuter Änderungsbedarf besteht.




Beispiel 1 zeigt: Diese Praxis hat verstanden und sich mit den neuen Gegebenheiten auseinandergesetzt, meint Dr. Lübben. Denn die Chronikerziffern werden gut ausgenutzt und erfreulich ist auch, dass das Potenzial der geriatrischen Versorgung in Angriff genommen wurde. Wie das gelungen ist?


Der Praxisinhaber, sagt Dr. Lübben, hat eine MFA zur „Geriatrie-Verantwortlichen“ ernannt und geschult. Diese besonders geschulte Kraft identifiziert die geriatrischen Patienten systematisch und dokumentiert den entsprechenden ICD-10-Code. Dieser wird vom Arzt anschließend verifiziert. Danach führt die MFA das Basisassessment durch, welches der Arzt befundet. Diese Praxis wird das Quartal voraussichtlich sogar mit einem deutlichen Honorarplus abschließen können, resümiert Dr. Lübben.

EBM: Potenzial ausnutzen

Ganz anders stellt sich die Situation für die Praxis in Beispiel 2 dar. Diese Praxis hat den neuen EBM ganz offensichtlich auf sich zukommen lassen und sich nicht damit auseinandergesetzt, meint Dr. Lübben. Chroniker-, Gesprächs- und Geriatrieziffern wurden nur in geringem Umfang beachtet. Wenn der Praxisinhaber das Steuer nicht schnell in die Hand nimmt, dann ist ein Honorarverlust vorprogrammiert.


In der Praxis im Beispiel 3 kümmert sich das Team intensiv um die Chroniker, auch das geriatrische Assessment haben die Ärzte im Blick. Die Praxis sollte jedoch aufpassen, dass die geriatrische Betreuungsziffer nicht vergessen wird. Dringende Vorsicht ist bei der Gesprächsziffer geboten, die aus dem Ruder läuft. Das ist nicht nur wegen drohender Wirtschaftlichkeitsprüfungen problematisch.


Auch werden rund 15 000 Minuten (1990 -528 = 1462 mal 10 Min.) zusätzliche Prüfzeit verbraucht, die nicht mehr für andere Leistungen zur Verfügung steht. Je nach KV wird die über das Limit abgerechnete Gesprächsziffer überhaupt nicht (z.B. RLP) oder nur abgestaffelt vergütet (viele KVen, z.B. Berlin) oder voll bezahlt (KV Sachsen).


Insgesamt haben die Analysen der AAC GmbH gezeigt: Wenn mindes­tens 90 % der bisherigen Chroniker auch die Bedingungen der neuen Chronikerdefinition erfüllen und das Punktvolumen der Praxis voll ausgeschöpft wird, kommen Ärzte mit einem blauen Auge davon, so Dr. Lübben. Praxen, die an ihrer Abrechnung seit Oktober nichts geändert haben, müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Honorareinbußen hinnehmen.


Quelle: AAC-GmbH, Berlin, 2013