Formulare, Formulare ... Bürokratieabbau in der Arztpraxis

Kolumnen Autor: Johannes Grundmann

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Bundesweit lagen im Jahr 2006 die Bürokratiekosten im ambulanten Bereich bei etwa 1,6 Milliarden Euro. Seit Jahren wird sowohl von der Ärztekammer als auch der KV über die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus in den Arztpraxen und in den Kliniken gesprochen. Aber wie soll das praktisch umgesetzt werden?

Als klassisches Beispiel für ausufernde und unnötige Bürokratie möge der vierseitige Rehabilitationsantrag dienen. Er ist nicht nur mein „Lieblingsformular“, er wird von vielen Seiten kritisiert. Man muss dazu wissen, dass es zusätzlich noch das Formular Nr. 60 gibt, mit dem der Rehaantrag bei den Krankenkassen angefordert wird – also ein Formular fürs Formular. Ebenso unbeliebt in der Arztpraxis sind Befragungen zufolge Formulare zu ambulanten OPs, für den Krankenhaustransport und die Folgedokumentationen DMP Diabetes mellitus Typ 2.

Immerhin wurden inzwischen einige Initiativen zum Bürokratieabbau gestartet, von denen ich mir eine baldige Verbesserung erhoffe: Bereits 2006 erfolgte die Gründung des Nationalen Normenkontrollrates. Er unterstützt die Bundesregierung beim Bürokratieabbau und sucht nach Möglichkeiten, Bürokratiekosten zu senken. In Bayern wurde 2011 eine "Anlaufstelle für Bürokratieabbau" mit ähnlichen Aufgabenbereichen installiert. Die KBV hat mittlerweile das interaktive Online-Forum "Mehr Zeit für Patienten" eingerichtet, das als Plattform für den Erfahrungsaustausch dienen und auf Verbesserungspotenziale hinweisen soll. Ganz aktuell erarbeitet die KBV Vorschläge zur Vereinheitlichung der unterschiedlichen Auszahlscheine der verschiedenen Krankenkassen.

Die Barmer GEK und die KV Westfalen-Lippe haben sogenannte Formularlabore ins Leben gerufen. Bei den regelmäßigen Meetings wird auch darüber gesprochen, welche Anfragen und Vordrucke zu verbessern sind. In Entwicklung befindet sich auf Bundesebene ein Rahmenformular „formfreie Kassenanfragen“, sozusagen als ein Formular zum Bürokratieabbau.

Wichtig erscheint mir auch die Anregung, geplante neue Formulare erst einmal in Testregionen von Ärzten und Krankenkassen gemeinsam ausprobieren zu lassen, bevor sie bundesweit eingeführt werden. Sie sollten auf Nützlichkeit, Übersichtlichkeit und Nutzerfreundlichkeit überprüft werden.

Ohne Bürokratie wird es auch in Zukunft nicht gehen, vor allem hinsichtlich der notwendigen Dokumentationspflicht, der Qualitätssicherung und der gesetzlichen Vorgaben. Bürokratieabbau und seine Umsetzung stellen eine wichtige gemeinsame Aufgabe aller an unserem Gesundheitssystem beteiligten Partner dar. Die dadurch gewonnene Arbeitszeit erlaubt es dem niedergelassenen Vertragsarzt genauso wie dem Klinikarzt und natürlich dem Pflegepersonal, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: die Kommunikation mit dem Patienten.


Autor:
Facharzt für Innere Medizin, niedergelassen in hausärztlicher Gemeinschaftspraxis in Bremen, Vizepräsident der Ärztekammer Bremen

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (7) Seite 3
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.