Hausarztverträge Mehr Vertrauen von Patienten

Kolumnen Autor: C. Graf

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In den letzten Monaten wurde viel über die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) berichtet, über das Sachverständigen-Gutachten dazu, die bessere Versorgung der chronisch Kranken und die größere Arbeitszufriedenheit von uns Hausärzten. Doch was bedeutet dies für mich persönlich als einen der von Anfang an seit dem sogenannten „Roll out“ mit dabei ist?

Ja, das Einkommen hat sich deutlich verbessert! Und ja, auch meine Arbeitszufriedenheit durch die deutliche Reduktion der Bürokratie ist höher. Aber ein Punkt ist mir zwischenzeitlich sogar zum wichtigsten aller Gründe geworden:

Die von mir in der HzV betreuten Patienten sind in ihrer Einstellung andere Patienten als die Patienten des Kollektivvertrages. Sie haben mit ihrer Unterschrift und Festlegung auf mich als Hausarzt für mindestens ein Jahr bewusst die Entscheidung gefällt, dass sie meiner Diagnostik vertrauen und meinen Ratschlag und meine Empfehlungen wahrnehmen wollen. Diese werden in den allermeisten Fällen dann auch umgesetzt. Sie wollen nicht zur Bestätigung meiner Einschätzung noch zum nächsten oder übernächsten Arzt geschickt werden und machen dies auch nicht von sich aus. Es ist eine Art anderes „Grundvertrauen“ vorhanden und dies spüre ich in meiner täglichen Arbeit.

Früher hatte ich doch häufig das Gefühl, dass der mir gegenübersitzende Patient nur darauf wartet, mit meinen Informationen zum nächsten Organspezialisten zu laufen. Die nonverbale Kommunikation machte dies allzu deutlich. Und auch der Überweisungswunsch, welcher dann meist der Arzthelferin gegenüber geäußert wurde und vor allen Dingen in Zeiten der Praxisgebühr regelhaft kam, zeigte mir doch das Problem des "doctor hoppings" sehr deutlich. Zwischenzeitlich sind ca. 80 % meiner regelhaft betreuten Patienten in der HzV eingeschrieben und dieses Gefühl kommt bei mir nicht mehr auf. Nur in Zeiten der Urlaubsvertretung, bei Patienten von nicht an der HzV teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen, merke ich dies doch noch deutlich.

Für mich lautet die Quintessenz nach 5 Jahren HzV: Schön dass ich mehr Geld verdiene, noch schöner, dass insgesamt die Patienten besser versorgt werden, aber am schönsten ist meine Arbeitszufriedenheit durch die Entscheidung meiner Patienten für mich.


Autor:
Dacharzt für Allgemeinmedizin, 78244 Gottmadingen

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (5) Seite 3
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.