e-Health Wir brauchen ein klares Ziel

Kolumnen Autor: Christian Hälker

© momius

Die Bedeutung von eHealth nimmt international rasant zu. Global Player sehen im Gesundheitswesen einen riesigen Wachstumsmarkt. Doch während sich weltweit die Wirtschaft in Richtung Industrie 4.0 bewegt, hat das deutsche Gesundheitswesen erst begonnen, die Schwelle zur industriellen Revolution 3.0 zu nehmen. Aus diesem Grunde ist dringend eine Gesundheitsstrategie erforderlich, die ein klares Zielbild formuliert und den handelnden Akteuren eine stärkere Investitionssicherheit vermittelt.

Im deutschen Gesundheitswesen gibt es zahlreiche Akteure, die nicht immer das Interesse des Patienten im Fokus haben. Vielmehr befindet sich der Patient häufig in einer geschwächten Position. Um sich aus dieser Situation zu befreien, greift er zunehmend auf digitale Medien zurück. Früher vertraute der Patient seinem Arzt blind. Heute gibt es den „Halbgott in Weiß“ nicht mehr. Diagnosen und Therapien werden mit Hilfe des Internets infrage gestellt. Und der Patient bestimmt, welche Technologien er dafür nutzen möchte; eine staatliche Vorgabe von technischen Lösungen lehnt er eher ab. Allerdings darf bei digitalen Anwendungen im Gesundheitsbereich nicht vergessen werden, dass es sensible Gesundheitsdaten sind, die verarbeitet werden. Die Nutzer wollen, dass derartig intime Daten vertrauensvoll und absolut sicher behandelt werden, und verlangen nach Datensouveränität. Sie möchten „Herr ihrer Daten“ sein und bestimmen, wer über diese verfügen darf.

Der Datenschutz und die Datensicherheit haben in Deutschland zu Recht einen hohen Stellenwert. In beiden Bereichen bekommen wir international höchste Anerkennung. Umso bedauerlicher ist es, wenn Gesundheitsakteure in Deutschland den Datenschutz missbrauchen, um aus Partikularinteresse Fortschritte im Bereich eHealth zu blockieren und Innovationen aufzuhalten. Ein Ausweg könnte sein, die Bereiche Datenschutz und Datensicherheit zunächst auszublenden und sich bei den eHealth-Projekten zuerst die Prozesse anzusehen, um einen optimalen Lösungsweg zu definieren. Erst anschließend würden diese Prozesse dann im Hinblick auf den Datenschutz und die Datensicherheit geprüft und ggf. modifiziert.

Im Bereich eHealth müssen alle Akteure im Gesundheitswesen das Wohl und den Komfort des Patienten in den Mittelpunkt stellen und die eigenen Interessen unterordnen. Nur dann wird es uns gelingen, die Chancen und Potenziale von eHealth zu nutzen. Mit der Einführung von eHealth-Anwendungen lassen sich beispielsweise die steigenden Kosten im Gesundheitswesen dämpfen. Ein Effekt, der uns spätestens dann zugutekommen wird, wenn der demographische Wandel den Kostendruck auf unser Gesundheitssystem erhöht.


Autor:
Geschäftsführer des Verbands der Privaten Krankenversicherungen
50968 Köln

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2015; 37 (11) Seite 3
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.