Orale Antikoagulation Darf man i.m. impfen?

Autor: K. Schrader

Muss ein Marcumarpatient mit Ziel-INR 2 bis 3 weiterhin subkutan gegen Grippe geimpft werden oder kann intramuskulär geimpft werden?

Antwort: Ursprünglich sind alle nicht zu schluckenden Impfstoffe ins Unterhautfettgewebe verabreicht worden. Dann hat man erkannt, dass die am Injektionsort auftretenden möglichen Nebenwirkungen wie Schwellung, Rötung, Entzündung verstärkt auftreten im Vergleich zur intramuskulären Injektion. Auch die Immunantwort ist bei einigen Impfstoffen besser bei der i.m.-Injektion. Daraus resultieren die heute gültigen individuellen Empfehlungen:

Die intramuskuläre Injektion birgt für Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko die Gefahr einer Hämatombildung. Es sollten daher besondere Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden:

  • Verwendung sehr feiner Kanülen,
  • nach der Injektion fester Druck ohne Reiben für mindestens 2 min.

In der Literatur wird darunter keine erhöhte Komplikationsrate berichtet. Möglicherweise spielen auch die geringen Flüssigkeitsmengen von lediglich 0,5 – 1 ml eine Rolle.

Zu beachten ist aber, dass sich im Rahmen der Immunantwort nach einer Impfung, also auch nach der Grippeimpfung, der INR-Wert ändern kann. Es erscheint mir daher durchaus gerechtfertigt, die INR-Werte in den ersten drei bis vier Wochen nach einer Grippeimpfung engmaschiger zu kontrollieren.

Literatur
Die Gerinnung, 10. Jahrgang 2009, S. 9 ff. (Herausgeber: Arbeitskreis Gerinnungs- und Herzklappenpatienten, Ratingen)
Kontakt
Dr. med. Klaus Schrader
Facharzt für Allgemeinmedizin, Phlebologie und Lymphologie
95028 Hof

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (3) Seite 46
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.