Patienten ohne Milz Hib-Impfung sinnvoll?

Autor: S. Ley-Köllstadt

Patienten nach Splenektomie sollten ja u. a. gegen Hib geimpft werden. Worauf gründet sich diese Empfehlung? Wie wirkt sich eine Hib-Infektion beim Erwachsenen aus? Besteht noch ein relevantes Infektionsrisiko, seit die Impfung als Standardimpfung für Säuglinge besteht?

Antwort: Grundsätzlich sollten diese Patienten alle Standardimpfungen (Tot- und Lebendimpfstoffe) erhalten. Denn aufgrund der Splenektomie benötigen sie nicht weniger, sondern mehr Impfschutz. Ganz besonders wichtig sind die Impfungen gegen bekapselte Bakterien, also die Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib).

Patienten nach Milzexstirpation gleich welcher Ursache leiden gehäuft unter schwer verlaufenden bakteriellen Infektionen mit hoher Todesrate (OPSI-Syndrom = overwhelming postsplenectomy infection). Zu den wichtigsten Erregern zählen dabei die impfpräventablen Erreger Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae b.

Normalerweise wird die Hib-Impfung für Personen über fünf Jahre nicht mehr empfohlen, da sich ab diesem Alter kaum noch invasive Hib-Erkrankungen ereignen. Da jedoch Splenektomierte ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Verläufe zeigen, wird bei ihnen auch zu einer Hib-Impfung geraten.

Die Zahl der gemeldeten Hib-Fälle ist seit 2001, dem Jahr der Einführung des Infektionsschutzgesetzes, relativ unverändert geblieben. Sicher ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit Hib zu infizieren, nicht sehr groß. Wenn es allerdings zu einer Infektion kommt, sind bei Splenektomierten schwere Verläufe zu erwarten. Daher wird auch weiterhin eine Hib-Impfung für diese Patienten empfohlen.

Kontakt
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Deutsches Grünes Kreuz e. V.
35037 Marburg

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (10) Seite 50
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.