Organisation, Führung und Motivation Mut zur Delegation!

Praxisführung Autor: Werner M. Lamers

Die Bedeutung der MFAs sollte nicht unterschätzt werden – sie können die wichtigsten Partner Ihres Berufslebens sein. Sie können, über die originären Hilfstätigkeiten hinaus, für eine entscheidende Entlastung des Arztes selbst in Fragen der Praxisführung sorgen. Erfolgreiche Unternehmen in Wirtschaft und Handel machen es seit Jahrzehnten vor. Dort nutzen intelligente Führungskräfte ganz selbstverständlich das Denk-Potential möglichst sämtlicher Mitarbeiter und beziehen sie in Überlegungen und Problemlösungsstrategien grundsätzlich mit ein.

Ein Arzt, der Aufgaben, die delegiert werden können, nicht an Mitarbeiter abgibt, handelt aus mindestens drei Gründen nicht sehr klug:

  1. Ein Arzt muss einen wesentlich höheren Stundenlohn erzielen als eine MFA kostet, es ist also betriebswirtschaftlich unsinnig, etwas zu tun, was eine MFA auch (preiswerter) tun könnte.
  2. Delegation wertet die Mitarbeiter auf – sie ist ein wichtiges Führungs- und Motivationsinstrument.
  3. Die Belastung des nicht delegierenden Arztes ist unnötig höher, verhindert insofern mehr Lebensqualität.

Warum nicht delegieren?


Werden Aufgaben von Ärzten oder Führungskräften nicht in ausreichendem Maße abgegeben, steht unter Umständen einer der folgenden Gründe dahinter:

  • Mangel an Vertrauen in der Praxis
  • Angst vor Machtverlust
  • Angst, den Status der Unentbehrlichkeit einzubüßen
  • Angst vor Fehlern
  • Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter
  • Angst, eigenes Wissen preiszugeben und sich auf diese Weise intern Konkurrenten zu schaffen

Wo zu wenig delegiert wird, werden die Mitarbeiter jedoch zunehmend unselbstständig, zögerlich und demotiviert. Sie fühlen sich in das eigentliche Geschehen nicht wirklich eingebunden. Am Ende sinken die Motivation und die Leistung. Intrigen, Kündigungen, negativer Stress und damit oft auch die Ausfälle wegen Krankheit nehmen zu.

An der nachstehenden Formel ist durchaus etwas dran: In dem Maße, wie der Arzt für seine MFA das Denken übernimmt, werden diese es einstellen! Generell sollte daher permanent versucht werden, Tätigkeiten des Arztes auf MFAs zu übertragen, soweit das aus rechtlicher und medizinischer Sicht möglich und zulässig ist. Zum Beispiel lassen sich einige Informations- und Anamnesegespräche oder auch Voruntersuchungen (RR, BZ...) durchaus von entsprechend weitergebildeten MFAs übernehmen. Selbst Aufklärungsgespräche sind machbar, wenn sichergestellt und vom Arzt überprüft wird, dass die Patienten verstanden haben. Die Praxis wird dadurch leistungsfähiger und der Arzt wird eine Entlastung erfahren bzw. mehr zeitlichen Freiraum für andere Tätigkeiten gewinnen. Außerdem stärkt man die Kompetenz der MFA.

Schritt für Schritt beginnen

Als Erstes sollte eine Liste all der Tätigkeiten erstellt werden, von denen angenommen werden kann, dass eine gute MFA sie übernehmen könnte. Daran sind die weiteren Planungen und Aktivitäten in diesem Bereich auszurichten.


Gute Delegation erfordert jedoch eine gewisse Vorbereitung, nämlich klare, konkrete Anweisungen. Ziel, Frist, Umfang und Zweck einer Aufgabe sollten so konkret wie möglich vermittelt werden. Die MFA benötigt vom Arzt auf jeden Fall diese vier Informationen:


  • Was genau will er?
  • Warum will er es?
  • Wie will er es?
  • Bis wann will er es?

Ab da darf den Arzt nur noch das Ergebnis interessieren. Er sollte Vertrauen haben, sich nicht einmischen, gleichzeitig aber auch klarmachen, dass sich die MFA jederzeit an ihn wenden kann, wenn es zu Problemen oder Fragen kommt.

Eine gelungene Delegation hat jedoch auch noch einen wichtigen Schlussteil, der oft zu kurz kommt – das Feedback. Gerade bei einer neuen Aufgabe, aber auch zwischendurch bei den kontinuierlich anfallenden Aufgaben sollten Ärzte auf das Ergebnis reagieren. Sie sollten sich nicht scheuen, Kritik zu äußern – am besten wohlwollend und freundschaftlich. Schließlich soll die Kritik doch fördern, eine Hilfestellung zur Weiterentwicklung geben und nicht belehren. Vor allem aber darf man nie vergessen zu loben, wenn die MFA ihre Sache gut gemacht hat.


Autor:
Seit 1984 Unternehmensberater im Gesundheitswesen
Lamers Praxisberatung
48727 Billerbeck
www.medmarketing.de

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2019; 41 (10) Seite 56-57
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.