Tabletten teilen Wann darf man, wann darf man nicht?
Antwort
Fast jeder dritte Patient teilt seine Tabletten, so eine Untersuchung der Stiftung Warentest von 2007. Folgendes ist dabei zu beachten:
- Wenn sich Tabletten teilen lassen, wird darauf in der Gebrauchsinformation (Beipackzettel) des entsprechenden Arzneimittels hingewiesen. Dies gilt auch für Schilddrüsenhormon-Präparate, z. B. L-Thyroxin Henning® 100 Tabletten.
- Teilbare Tabletten sind an einer Bruchkerbe bzw. -rille erkennbar. Es existieren auch Tabletten mit zwei Bruchkerben, welche man in Viertel zerbrechen kann. Aber Achtung! Es gibt auch Tabletten mit sogenannten Schmuck- oder Zierbruchkerben, die nur der besseren Erkennbarkeit des Arzneimittels dienen.
- Dragees und Kapseln sind für eine Teilung weder vorgesehen noch geeignet.
Wann kann man Tabletten teilen
Die Teilung von Tabletten sollte nur erfolgen:
- Wenn der Arzt eine ein- oder ausschleichende Dosierung erreichen will, z. B. bei Antidepressiva, Antiepileptika, Betablockern usw.
- Wenn Tabletten aus ökonomischen Gründen geteilt werden sollen (Therapiedauer durch Halbierung verdoppeln, wenn das höher dosierte Medikament fast genauso viel kostet wie das Mittel in niedriger Dosierung).
- Wenn der Patient Probleme hat, die ganze Tablette zu schlucken.
- Wenn das Arzneimittel nicht in geringerer Dosierung im Handel ist.
- Wenn man ein Arzneimittel mit höherer und niedriger Dosierung kombinieren will (z. B. 100 mg + 50 mg = 150 mg).
- Tabletten erst kurz vor der Einnahme teilen und nicht lange aufbewahren (mögliche Veränderungen durch Luftfeuchtigkeit oder Sauerstoff).
Große Tabletten mit Bruchkerbe werden am besten mit den Händen zerbrochen. Oder man legt die Tablette mit der Bruchkerbe nach oben auf einen festen, ebenen Untergrund und drückt dann mit Daumen oder Zeigefinger auf die Tablette, bis sie in zwei Teile zerbricht. Auf das Teilen mit der scharfen Klinge eines Messers oder einer Schere sollte verzichtet werden. Denn häufig fliegt dabei eine Tablettenhälfte weg oder zerbröselt.
Tabletten ungeteilt einnehmen
Eine Teilung von Tabletten sollte unterbleiben:
- Bei Tabletten mit einer speziellen Herstellungstechnologie (Galenik), wie z. B. Tabletten mit einer verzögerten, dafür lang anhaltenden Wirkung (Retard-Tabl.), Magensaft-resistenten Tabletten, Mantel- und Zweischichttabletten. Beim Teilen dieser Tabletten geht der spezielle Aufbau und damit die erwünschte Wirkung verloren.
- Bei Filmtabletten geht beim Teilen der schützende Überzug entlang der Bruchkerbe verloren. Es kann ein unangenehmer Geschmack durch die Inhaltsstoffe auftreten.
- Bei Tabletten mit wenig Wirkstoffgehalt und damit geringer therapeutischer Breite, z. B. Digitalisglykoside.
- Sehr kleine Tabletten sollten ebenfalls nicht geteilt werden, da hier ein Verlust der Dosierungsgenauigkeit die Folge sein kann.
- Zu den nicht teilbaren Medikamenten zählen Tabletten, die Hormone und Antibiotika enthalten, sowie die Pilz-, Tuberkulose-, Krebsmittel, Virustatika und Immunsuppressiva. Da es hier Ausnahmen gibt, sollte unbedingt die Gebrauchsinformation gelesen werden!
Wertvolle Hilfe: Tablettenteiler
Aufgrund einer Sehschwäche oder mangelnder Fingerfertigkeit sind ältere Menschen oft nicht in der Lage, Tabletten richtig zu teilen. Diese Menschen sollten mit der Funktion eines Tablettenteilers vertraut gemacht werden: Die Tablette einlegen, den Deckel zudrücken und die scharfe Klinge teilt die Tablette genau in der Mitte. Die erste Tablettenhälfte lässt sich aus dem kleinen Fenster im Tablettenteiler entnehmen, während die andere Hälfte im Teiler verbleibt.
Fazit: Das Thema "Tabletten teilen" ist vielschichtig und wird oft kontrovers diskutiert. Es betrifft nicht nur Patienten, sondern auch Alten- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser. Deshalb der Rat: Vor der Anwendung immer die Gebrauchsinformation des Arzneimittels lesen!
Autor:
31840 Hessisch Oldendorf
Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (4) Seite 54
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.