Asplenie: Wogegen impfen?

Autor: Dr. med. Andreas H. Leischker

Ich habe eine Frage zur Impfung einer Patientin mit Asplenie: Meine 46-jährige Patientin hatte als Zwölfjährige einen Reitunfall mit Milzriss erlitten. Anschließend erfolgte die Milzentfernung. Sie hat 2016 eine einmalige Impfung mit Trumenba® erhalten. Außerdem ist sie 2016 mit Prevenar® und ein Jahr später mit Pneumovax® geimpft worden. Welche Impfungen sind jetzt noch nötig? Ist eine Impfung mit Hib nötig? Ist eine zweite Impfung mit Trumenba® nötig? Wie oft soll die Pneumokokkenimpfung aufgefrischt werden? Ist eine zweite Masern-Mumps-Röteln-Impfung nötig? (In der Kindheit hat die Patientin nur eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung erhalten.)

Antwort: Patienten mit Asplenie haben ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei Infektionen mit bekapselten Bakterien. Sie sollten deshalb gegen Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ B, Meningokokken Typ ACYW 135, Meningokokken Typ B und jährlich gegen saisonale Influenza geimpft werden. Das Risiko ist in den ersten zwei Jahren nach Ausfall der Milz am höchsten, besteht aber lebenslang.

Erkrankungen mit Haemophilus influenzae Typ B sind bei Erwachsenen selten. Die STIKO empfiehlt dennoch auch für erwachsene splenektomierte Patienten die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B. Für die Impfung gegen Hib stehen die Einzelimpfstoffe Act-Hib® und Hiberix® zur Verfügung. Diese werden aktuell in Deutschland nicht vermarktet und müssen individuell importiert werden. In Deutschland erhältlich sind Kombinationsimpfstoffe mit Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis und Hepatitis B. Bei dem Impfstoff gegen Haemophilus influenzae Typ B handelt es sich um einen Konjugatimpfstoff, der eine zellulär basierte Immunität induziert. Für Kinder mit intakter Milz im Alter von einem bis fünf Jahren werden keine Auffrischimpfungen empfohlen. Für Patienten mit Splenektomie liegen nur begrenzte Daten zur Dauer der Immunität vor. Es existieren deshalb keine offiziellen Empfehlungen zu Auffrischimpfungen bei dieser Patientengruppe.

Für einen ausreichenden Schutz gegen Meningokokken vom Typ B sind mindestens zwei Impfungen erforderlich – die Patientin sollte deshalb eine zweite Dosis Trumenba® erhalten. Es sollten zudem zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen gegen Meningokokken vom Typ ACYW 135 durchgeführt werden – hierfür stehen Menveo® und Nimenrix® zur Verfügung. Auffrischimpfungen sollen alle fünf Jahre durchgeführt werden.

Die Impfung gegen Pneumokokken muss erst nach sechs Jahren – mit PSV 23 (Pneumovax®) – aufgefrischt werden.

Da die Patientin als Kind nur eine Impfung gegen Masern erhalten hat, sollte sie – wie übrigens auch Menschen mit funktionsfähiger Milz – eine zweite Masernimpfung, vorzugsweise als Kombinationsimpfung mit Mumps und Röteln, erhalten.

Nachfrage dazu:

Die Patientin hat die erste Dosis der Meningokokken-B-Impfung (Trumenba®) bereits 2016 erhalten. Kann in dem Fall die zweite Dosis nun drei Jahre später "nachgeholt" werden oder müssen nochmals zwei Impfungen Trumenba® neu begonnen werden?

Antwort: Die Dosis kann auch nach drei Jahren noch nachgeholt werden. Es gibt keine zu langen Abstände – hier gilt nach STIKO: "Jede Impfung zählt".


Autor:
Klinik für Innere Medizin
Alexianer Krefeld GmbH
47918 Krefeld

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (10) Seite 50
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.