Lungenfunktion verbessert 100 Jahre Fortschritt im Thorax

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Pro Geburtsjahrgang erhöhte sich die Einsekunden­kapazität um 4,8 ml. Pro Geburtsjahrgang erhöhte sich die Einsekunden­kapazität um 4,8 ml. © mjowra – stock.adobe.com

Über die vergangenen 100 Jahre hat sich parallel zu den Lebensverhältnisse hierzulande die Lungenfunktion der Menschen kontinuierlich verbessert. Was bedeutet das für die Aussagekraft der gängigen Lungenfunktionstests?

Über das vergangene Jahrhundert hat sich mit den Lebensverhältnissen in Europa offenbar auch die Lungenfunktion der Menschen auf unserem Kontinent verbessert. Diese Fortschritte könnten aber dazu führen, dass künftig die Schwere pneumologischer Erkrankungen systematisch falsch eingeschätzt und falsche Diagnosen gestellt werden, warnt ein Team um Dr. ­James ­Allinson vom Royal Brompton Hospital in London. Die Wissenschaftler empfehlen, die einschlägigen Grenz- und Referenzwerte den Gegebenheiten anzugleichen.

Grundlage dieser Einschätzung ist eine erneute Analyse von zehn europäischen Studien. Berücksichtigt wurden die Daten von mehr als 240.000 Personen der Geburtsjahrgänge 1884 bis 1996 ungeachtet etwaiger Diagnosen von Atemwegs- und Lungenkrankheiten. Die entsprechende Lungenfunktionsdiagnostik erfolgte zwischen 1965 und 2016.

Nach Korrektur auf potenzielle Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Körpergröße und Nikotinkonsum ermittelten die Wissenschaftler einen Anstieg der Einsekundenkapazität (FEV1) um 4,8 ml pro Geburtsjahrgang, die forcierte Vitalkapazität (FVC) erhöhte sich jedes Jahr um 8,8 ml. Der Quotient der beiden Werte (FEV1/FVC) sank über die 100 Jahre signifikant um 0,11.

Quelle: Allinson JP et al. Lancet Respir Med 2021; DOI: 10.1016/S2213-2600(21)00313-1