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Vertrauenswürdigkeit einschätzen Alte Menschen erkennen den Wolf im Schafspelz schlechter

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Der erste Eindruck einer unbekannten Person löst komplexe sozial-kognitive Prozesse aus und führt zu mehreren Einschätzungen über die Person. Der erste Eindruck einer unbekannten Person löst komplexe sozial-kognitive Prozesse aus und führt zu mehreren Einschätzungen über die Person. © grinny – stock.adobe.com
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Die Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit einer anderen Person ist ein komplexer sozial-kognitiver Prozess. Er basiert auf dem ersten Eindruck, den das Gesicht der Person macht und auf weiteren Erkenntnissen, die man durch deren Verhalten und Äußerungen hinzugewinnt. Liegt die Einschätzung daneben, kann man leicht  Opfer von Betrug werden. 

Um Altersunterschiede in vertrauensabhängigen Entscheidungsprozessen zu analysieren, haben Marilyn Horta, Universität Gainesville, Florida, und Kollegen bei 143 jungen und 129 alten Menschen die Iowa Gambling Task (siehe Kasten) durchgeführt. In deren neu entwickelter sozialer Variante werden den Kartendecks durch Präsentation von Gesichtern soziale Stimuli hinzugefügt. Dadurch kann man prüfen, wie sich der Anblick von unterschiedlich vertrauenswürdig blickenden Gesichtern auf die Entscheidung und das Lernen auswirken. 

Iowa Gambling Task

Mit der Iowa Gambling Task (Iowa-Glücksspiel-Aufgabe) untersucht man, wie Menschen Entscheidungen treffen. Dabei wählen die Teilnehmer aus verschiedenen Decks Karten, wobei einige Decks zu größeren Gewinnen, aber auch zu größeren Verlusten führen können. Andere Decks sind sicherer, bringen jedoch weniger Gewinn – oder sogar Strafzahlungen. Ziel des Tests ist es herauszufinden, ob und wie Menschen im Laufe der Zeit lernen, die besten Entscheidungen zu treffen, um ihre Gewinne zu maximieren und ihre Verluste zu minimieren.

Die Forscher kombinierten zunächst gewinnversprechende Kartenstapel mit vertrauenswürdigen Gesichtern und verlustreiche Kartenstapel mit nicht vertrauenswürdigen (kongruente Bedingungen). In einem weiteren Testdurchlauf wurden Kartenstapel und Gesichter inkongruent kombiniert. Es zeigte sich, dass sowohl junge als auch alte Menschen in ihrer ersten Wahl vertrauenswürdige Gesichter bevorzugten. Im weiteren Verlauf schnitten die Älteren bei allen Aufgaben schlechter ab, d.h., sie lernten schlechter. Erheblich mehr Probleme als Jüngere hatten Ältere bei dem Glücksspiel, wenn die Vertrauenswürdigkeit der Gesichter inkongruent war mit dem Outcome. In beiden Altersgruppen war die Tendenz zu erkennen, dass der erwartete Gewinn mit der Zeit die Entscheidung stärker beeinflusste als die präsentierten Gesichter.

Quelle: Horta M et al. Sci Rep 2024; 14: 68; DOI: 10.1038/s41598-023-50500-x