Juckreiz am After Anal, doch nicht banal
Je nach Studie berichten bis zu 5 % der Bevölkerung über analen Juckreiz, Männer etwa viermal so häufig wie Frauen. Das Symptom ist in der proktologischen Sprechstunde ein häufiges Thema, das zu vielen Diskussionen führt, berichtete Dr. Martin Schmidt-Lauber, niedergelassener Gastroenterologe aus Oldenburg. Den Patienten muss erklärt werden, dass die Rima ani eine Kammer bildet, in der durch Schweißdrüsen- und fäkales Sekret eine Feuchtraumsituation entsteht, die den Juckreiz begünstigt. Prädisponierende Faktoren sind Übergewicht, Schwitzen, bestimmte Gewürze, Tabak, Alkohol und ein Trichteranus.
Der anale Juckreiz kann zudem Hinweis auf eine Mikroinkontinenz sein. Diese tritt beispielsweise im Rahmen eines Reizdarmsyndroms auf. Ein weiterer potenzieller Faktor ist falsche Analhygiene. Darüber hinaus können die manchmal von Ärzten empfohlenen Externa aufgrund der darin enthaltenen Konservierungsmittel und Duftstoffe das Ihrige zum Juckreiz beitragen, meinte Dr. Schmidt-Lauber.
Bei Pflegeprodukten auf Allergenfreiheit achten
Empfohlen wird eine Analhygiene mit lauwarmem Wasser – idealerweise mithilfe eines Dusch-WC oder einer Po-Dusche – und anschließend sanftes Abtrocknen oder Fönen. Günstig ist locker sitzende Baumwollunterwäsche. Pflegeprodukte für die Analregion sollten allergenfrei sein. Als Beispiel nannte Dr. Schmidt-Lauber hydrophile Öl-in-Wasser-Präparate. Eine Zinkpaste, die in der Apotheke nach der Rezeptur Pasta zinci mollis DAB 10 ad 100 hergestellt wird, ist ebenfalls eine gute Möglichkeit.
Gibt es einen Hinweis auf eine Mikroinkontinenz, empfiehlt sich die TONE-Strategie zur Optimierung der Defäkation, wie sie auch bei Hämorrhoidalleiden empfohlen wird:
- T: three minutes at defacation/drei Minuten zur Defäkation
- O: once-a-day-defecation/Stuhlgang einmal am Tag
- N: no straining during passing motions/nicht stark pressen beim Austreten des Stuhls
- E: enough fibre/genügend Ballaststoffe essen
Zu den sekundären proktologischen Pruritusursachen zählen vor allem Hämorrhoidalleiden und Ekzeme, seltener Fissuren, Marisken und Proktitis. Auch Infektionen sind zu berücksichtigen, beispielsweise ausgelöst durch Oxyuren oder Candida. Als weitere Auslöser des Juckreizes kommen Kondylome, Staphylokokkendermatitis oder Herpes infrage. Zu den dermatologischen Ursachen des Pruritus ani gehören Kontaktekzeme, Lichen ruber planus, Lichen sklerosus und Psoriasis. Sehr selten kann sich auch ein extramammäres Paget-Karzinom hinter dem analen Juckreiz verbergen.
Für die Therapie stehen pflanzliche Präparate beispielsweise mit Hamamelis zur Verfügung, die Dr. Schmidt-Lauber allerdings weniger einsetzt. Als topische Therapien präferiert er Lokalanästhetika und Kortikosteroide der Klasse 1 sowie Calcineurininhibitoren.
Quelle: Viszeralmedizin 2023