Drei gegen die Depression Auch Pflanzenkraft kann aus dem Tief helfen
Am besten und schnellsten lässt sich eine Depression daran erkennen, dass sich die Betroffenen auf nichts mehr freuen können. Idealerweise stellt man bei der Anamnese eine entsprechende Frage, meinte Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin in Würzburg. Mit einem solchen Gesprächsauftakt ist dann auch die Basis für eine adäquate Therapie gelegt.
Eine leichte Depression sollte der Leitlinie folgend bevorzugt psychotherapeutisch behandelt werden, in der Regel mittels kognitiver Verhaltenstherapie. Ab der mittelschweren Depression werden Psychotherapie und Pharmakotherapie gleichermaßen empfohlen, beschrieb der Referent.
Doch es dauert manchmal lange, bis ein Psychotherapieplatz verfügbar ist. In der Praxis wird man deshalb in den meisten Fällen die Behandlung mit einem Antidepressivum beginnen, so Prof. Volz. Vor dem Start in die Therapie sind die Patientinnen und Patienten gut über die möglichen Nebenwirkungen der verschiedenen Medikamente aufzuklären.
Für Prof. Volz kommen vor allem drei Substanzen in Betracht. An erster Stelle nannte er den nicht müde machenden und leicht aktivierenden selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Escitalopram. Die Startdosis von 5 mg/d sollte nach einigen Tagen auf 10 mg/d erhöht werden. Als Nebenwirkungen können gastrointestinale Beschwerden und sexuelle Funktionsstörungen auftreten.
Wenig Nebenwirkungen mit Johanniskrautextrakt
Bei Personen, die über Unruhe und Schlafstörungen klagen, kann man Mirtazapin einsetzen, beschrieb der Experte. Die Startdosis von 7,5 mg/d sollte in mehreren Schritten auf mindestens 30 mg/d gesteigert werden. Als Nebenwirkung kann es zur Appetitsteigerung mit Gewichtszunahme kommen. Beide synthetischen Antidepressiva haben gegenüber anderen Medikamenten ein eher niedriges Interaktionspotenzial.
Das gilt auch für die dritte Option, die Prof. Volz nannte: einen Johanniskrautextrakt, der für die Therapie der mittelschweren Depression zugelassen ist. Er wird von Beginn an in einer Dosis von 900 mg/d gegeben. Ein Argument für dieses Arzneimittel ist das niedrige Nebenwirkungspotenzial, das sich dem Referenten zufolge auf Placeboniveau bewegt.
Hat man es mit einer depressiven Erst- oder Zweitepisode zu tun und liegt noch keine Chronifizierung vor, ist die Erfolgsquote der medikamentösen Therapien recht hoch. Die Wirksamkeit des Johanniskrautextrakts liegt im Bereich derer synthetischer Antidepressiva. Aber es gibt 60 % weniger Therapieabbrüche, erläuterte Prof. Volz abschließend.
Quelle: Medical Tribune Frühstücksfortbildung am Freitag, den 15.03.2024 (Webinar), unterstützt von Bayer Vital GmbH