Juckende Psyche Auch psychologische Ursachen kommen für chronischen Pruritus infrage

Autor: Sabine Debertshäuser

Neben Angstzuständen und Depressionen lassen sich auch Alexithymie (Gefühlsblindheit) und Dissoziation mit chronischem Pruritus assoziieren. Neben Angstzuständen und Depressionen lassen sich auch Alexithymie (Gefühlsblindheit) und Dissoziation mit chronischem Pruritus assoziieren. © DimaBerlin - stock.adobe.com

Psychogener Pruritus kann mit psychosomatischen Störungen wie Alexithymie (Gefühlsblindheit) und Dissoziation einher gehen. Das schmälert mitunter den Behandlungserfolg. Eine Psychotherapie kann Abhilfe schaffen.

Neben Angstzuständen und Depressionen lassen sich auch Alexithymie (Gefühlsblindheit) und Dissoziation mit chronischem Pruritus assoziieren. Beide können das Therapieergebnis deutlich negativ beeinflussen. Das findet zunehmend in der Psychodermatologie Beachtung, schreiben Dr. Barbara Roque Ferreira und Prof. Dr. Laurent Misery von der Universität Brest, die Studienlage dazu sei allerdings derzeit noch dürftig. Zur Unterscheidung der psychologischen Merkmale Alexithymie und Dissoziation bei psychogenem Pruritus und nicht-psychogenem chronischem Pruritus führten sie eine prospektive Fallkontrollstudie mit insgesamt 48 Patientinnen und Patienten durch. 

Die Forscher verglichen Teilnehmende mit psychogenem Pruritus und solche mit chronischem Pruritus anderer Ätiologie. Alexithymie und Dissoziation wurden anhand der Twenty-Item Toronto Alexithymia Scale (TAX-20) bzw. der Dissociative Experiences Scale (DES) bewertet. 

Es zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen psychogenem Pruritus und der Kontrollgruppe hinsichtlich des Vorliegens der Alexithymie mit einem höheren TAX-20-Gesamtscore, insbesondere im Unterpunkt „Schwierigkeit, die eigenen Gefühle zu identifizieren“. Allerdings schloss die Alexithymie eine andere Genese des Pruritus nicht aus. Ebenfalls eine signifikante Abweichung war zwischen psychogenem Pruritus und der Kontrollgruppe beim Gesamt-DES-Score auszumachen: In den Unterpunkten „Autopilot“ und „amnestische Fragmentierung der Identität“ lagen Menschen mit psychogenem Pruritus vorn. Eine Verbindung ließ sich auch zwischen Alexithymie und Dissoziation belegen, sowohl beim Gesamt-DES-Score als auch bei den Unterpunkten. 

Psychogener Pruritus bleibt schwierig zu behandeln,  das Studienergebnis soll zu einer höheren Aufmerksamkeit beitragen. Bei ausgeprägter Alexithymie und dissoziativen Erfahrungen können die Betroffenen womöglich von einer Psychotherapie profitieren, so die Autoren. In dieser können sie sich ihre eigenen Gefühle wieder bewusster machen, um so Alltagsstress besser vermeiden zu können.

Quelle: Roque Ferreira B, Misery L. J Eur Acad Dermatolol Venereol 2024; doi: 10.1111/jdv.19918