Schimmelbefall Auf qualitative und quantitative Analysen kann aus medizinischer Sicht verzichtet werden
Gesundheitsbezogene Grenzwerte gibt es nicht
Von Allergien einmal abgesehen tragen Menschen, die sich längere Zeit in Räumen mit Schimmelbefall aufhalten, ein erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen inklusive der Entwicklung eines Asthmas bzw. der Verschlimmerung eines bereits bestehenden Asthmas. Unklar ist allerdings, welche Partikel genau dafür verantwortlich sind, und es gibt keine auf die Gesundheit bezogenen Grenzwerte, erklärte Prof. Dr. rer. nat. Monika Raulf vom Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in Bochum.
Kausale Zusammenhänge zwischen einer Exposition und bestimmten Krankheiten bestehen nicht. Ausreichende Evidenz für Assoziationen gibt es in Bezug auf diverse (allergische) Atemwegserkrankungen, z.B. allergische Rhinokonjunktivitis, exogen-allergische Alveolitis oder Aspergillus-Bronchitis. Inadäquat oder unzureichend sind die Belege u.a. für Einflüsse von Schimmel auf Autoimmunerkrankungen, Krebs oder Rheuma.
Die aktuelle S2k-Leitlinie zur Schimmelpilzexposition in Innenräumen soll helfen, verstärkt exponierte Patienten zu behandeln. Darin wurde zunächst die Begrifflichkeit verändert. Das Wort Schimmel bezeichnet jetzt nicht mehr nur die verschiedenen Pilzarten, sondern darüber hinaus auch Bakterien, Hefen und andere Mikroorganismen, die sich gemeinsam mit den Pilzen auf Materialien tummeln. Eine der Kernbotschaften der Leitlinie lautet, dass Schimmelbefall in Innenräumen nicht toleriert werden soll. Das Motto lautet also: Ursache klären und sanieren. Auf eine quantitative oder qualitative Analyse des Schimmels kann aber aus medizinischer Sicht verzichtet werden.
Als besonders zu schützende Risikogruppen nennen die Autoren:
- immunsupprimierte Menschen
- Patienten mit Mukoviszidose oder Asthma
- Personen mit schwerem Verlauf von COVID-19 oder einer Influenza
Sie sollten entsprechend über die Gefahren aufgeklärt werden und eine Exposition so weit wie möglich minimieren. Eine genauere Allergendiagnostik bereitet oft Probleme, da teilweise relevante Extrakte nicht (mehr) zur Verfügung stehen oder von mangelhafter Qualität sind. Das heißt, bei einem negativen Ergebnis im Haut- oder IgE-Test ist eine Sensibilisierung nicht sicher auszuschließen. Im Zweifelsfall kann ein Basophilenaktivierungstest weiterhelfen, berichtete Prof. Raulf.
Quelle: Allergologie im Kloster 2024