Aus Altersgründen wird nur wenigen der Führerschein entzogen
Ein Führerschein, darin sind sich viele Staaten einig, ist keine Fahrerlaubnis fürs Leben. Die Schweiz zitiert jeden Bürger ab 75 Jahre alle zwei Jahre zum Gesundheitscheck, in Italien und Portugal steht man sogar schon ab 50 auf dem Prüfstand. Für die meisten Senioren muss das jedoch kein Anlass zur Sorge sein.
Ein Autorenteam aus der Schweiz hat 500 Hausärzten, die in den Kantonen Jura und Vaud sowie in Neuchatel über die Fahrtauglichkeit entscheiden, einen Fragebogen zugeschickt. Zusätzlich wurden 45 medizinische Gutachter befragt, die in Genf diese Rolle übernehmen; in der Regel handelt es sich dabei ebenfalls um Allgemeinmediziner. Knapp die Hälfte der Befragten schickte die Fragebogen ausgefüllt zurück.
Nur in 2,2 % der Fälle sahen die Ärzte eine Fahrtauglichkeit nicht mehr als gegeben an, hauptsächlich wegen kognitiver Defizite (64 %) und wegen Augenproblemen (18 %). In Genf wurde nur halb so häufig (1,1 %) gegen den Untersuchten entschieden – was die Autoren überraschte. „Die Hausärzte in den anderen Kantonen haben ihre eigenen Patienten untersucht“, schreiben sie, anders als die medizinischen Gutachter in Genf. Aus diesem Grund habe man dort eigentlich mit einer weniger strengen Bewertung gerechnet.
Das Alter allein sollte kein Maßstab sein
Aus Angst, den eigenen Patienten zu verlieren, könnte schließlich mancher Allgemeinmediziner möglicherweise schonender beim Test vorgehen. Zudem mahnen die Autoren, die Ergebnisse der Umfrage angesichts der geringen Zahl der Teilnehmer nicht zu stringent auszulegen. Nicht berücksichtigt seien zudem Personen, die von Polizei oder Angehörigen direkt zum Test geschickt würden.
Was allerdings für die Zuverlässigkeit der Umfrage spricht: Auch dänische Wissenschaftler ermittelten zuvor ähnliche Zahlen. In dem skandinavischen Land wird demnach 1,5 % der über 70-Jährigen die Fahrerlaubnis aus medizinischen Gründen entzogen. Das Alter allein sollte aber kein Maßstab sein, um über die Fahrtauglichkeit eines Menschen zu entscheiden, so das Fazit der Autoren.
Quelle: Paul S et al. Swiss Med Wkly 2018; 148: w14684