Lauftraining nach der Entbindung Aus dem Kreißsaal, Mama, los!
Laufen gehört zu den beliebtesten Sportarten, um sich in Form zu bringen und den Körper gesund zu halten. Doch nach der Geburt eines Kindes gibt es selbst für erfahrene Läuferinnen eine Reihe von Hürden zu überwinden, wenn sie ihren Sport wieder aufnehmen wollen. Den Müttern mangelt es etwa an sportlicher Ausdauer, sie können Schmerzen beim Training haben und das Verletzungsrisiko ist erhöht. Hinzu kommt, dass es kaum Empfehlungen dazu gibt, wie man nach der Geburt eines Kindes wieder in den Laufsport einsteigt.
Dr. Rita Deering von der Carroll University in Waukesha (Wisconsin) und Kollegen haben mithilfe einer systematischen mehrstufigen Befragung einen Expertenkonsensus zum postpartalen Lauftraining erarbeitet. An den Interviews beteiligten sich Ärzte, Trainer und Übungsleiter mit ausgewiesener Expertise. Die erste Runde mit offenen Fragen zu Übungsplänen, den wichtigsten Muskelgruppen, die trainiert werden sollten, biopsychosozialen Faktoren und Kosten absolvierten 118 Experten. Für 42 der 47 entwickelten Statements konnte in zwei anschließenden Fragerunden ein Konsens erreicht werden. Im dritten und letzten Durchlauf antworteten noch 95 der Befragten.
Die Experten raten, nach der Entbindung zunächst eine Erholungsphase einzuplanen, deren Länge sich nach der jeweiligen Geburtsanamnese richtet. Nahezu Einigkeit besteht darin, dass der individuelle Aufbau des Trainings wichtiger ist als der Zeitpunkt des Beginns. Man sollte lieber behutsam starten und nicht zu schnell vorgehen. Bevor sie überhaupt wieder mit dem Laufen beginnt, muss die frischgebackene Mutter ohne Schmerzen oder andere Probleme 30 Minuten gehen können.
Dauer und Intensität nur schrittweise steigern
Um das Herz-Kreislauf-System und die Muskulatur zu stärken, sollen Dauer und Intensität des Trainings nur schrittweise gesteigert werden. Fast alle Experten empfehlen für den Anfang den intervallartigen Wechsel zwischen Gehen und Laufen. Auch für die Integration anderer sportlicher Aktivitäten, etwa Cross-Training, spricht sich die große Mehrheit aus. Zwischen den Übungstagen sollten, zumindest in den ersten Wochen, Ruhetage eingelegt werden.
Wie schnell die Frau das Training steigern kann, hängt den Experten zufolge von den folgenden individuellen biopsychosozialen Faktoren ab:
- Schlafqualität und psychische Verfassung
- Laktation (Energiebedarf)
- Funktionsfähigkeit der Muskulatur
- Unterstützung im sozialen Umfeld und sozioökonomischer Status
Außerdem ist nach Ansicht aller Befragten wichtig, parallel zum Lauftraining die Muskulatur von Stamm und unteren Extremitäten mittels Krafttraining zu stärken.
Quelle: Deering RE et al. Br J Sports Med 2024; 58: 183-195; DOI: 10.1136/bjsports-2023-107490