
Knackpunkt Datenlage Bewegungsübungen bei Kniearthrose von ungewissem Nutzen

Bei Kniearthrose soll Training helfen, Schmerzen zu lindern sowie Muskelkraft und Gelenkfunktion zu verbessern. Wie gut dies gelingt, untersuchte ein Team um Dr. Belinda Lawford von der Universität Melbourne. Hierzu schlossen die Forschenden insgesamt 139 randomisierte klinische Studien mit mehr als 12.000 Teilnehmenden ein. Davon hatten 30 Arbeiten die Bewegung im Vergleich mit Placebo untersucht und 60 Studien als Vergleich keine Behandlung, Standardtherapie oder eine Basisschulung herangezogen. Des Weiteren wurden 49 Studien berücksichtigt, die Bewegung als Add-on zu einer anderen nicht-pharmakologischen Intervention (z. B. Diät zur Gewichtsreduktion, Physiotherapie) mit der Intervention allein verglichen hatten. Als bedeutsame klinische Verbesserung (minimal important difference, MID) von Schmerzen, körperlicher Funktionsfähigkeit und Lebensqualität definierten sie Schwellenwerte von 12, 13 bzw. 15 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100.
Gegenüber den Vergleichsgruppen konnte die Bewegungstherapie in allen drei Settings punkten, wobei jedoch die für die MID festgelegten Schwellenwerte nicht erreicht wurden. Im Vergleich zu Placebo besserte das Training die Schmerzen geringfügig (+ 8,70 Punkte) und die körperliche Funktion moderat (+ 11,27). Die Lebensqualität stieg kaum (+ 6,06). Gegenüber keiner oder der Standardbehandlung gaben die Teilnehmenden nach der Bewegungstherapie eine Besserung der Schmerzen um 13,14 und der körperlichen Funktion um 12,53 Punkte an. Auch hier nahm die Lebensqualität mit dem Training nur leicht zu (+ 5,37). Ähnliches fanden die Forscher für den Vergleich mit der alleinigen anderen Intervention: Mit dem Bewegungstraining verbesserten sich die Schmerzen (+ 10,43) und die körperliche Funktion (+ 9,66) leicht bis moderat, die Lebensqualität jedoch kaum (+ 4,22).
Die Evidenz aus den Studien war meist gering bis moderat, zudem waren die meisten Studien unverblindet. Der Benefit von Bewegungsübungen bei Gonarthrose bleibt daher von ungewisser klinischer Bedeutung, so die Forschenden.
Quelle: Lawford BJ et al. Cochrane Database Syst Rev 2024; doi: 10.1002/14651858.CD004376.pub4