MRT bei Hüftschmerzen Bildgebung bleibt bei jungen Sportlern mitunter ohne Konsequenz

Autor: Michael Brendler

Eine klare Assoziation gab es nur zwischen einer Schmerzsymptomatik und besonders schweren Defekten. Eine klare Assoziation gab es nur zwischen einer Schmerzsymptomatik und besonders schweren Defekten. © Daria - stock.adobe.com

Bei jungen Leistungssportlern mit Schmerzen in der Hüfte gibt ein MRT nicht unbedingt Auskunft darüber, ob sich womöglich eine Arthrose anbahnt. Denn oft lässt sich anhand der radiologischen Auffälligkeiten allein keine Aussagen zum Ausmaß einer Hüftgelenkpathologie machen.

Sportarten mit intensiven und kraftvollen Belastungen setzen die Hüfte enorm unter Druck. Bei Profi-Hand- oder Fußballern beispielsweise ist das Coxarthroserisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht.

184 der 239 Sportler hatten Schmerzen angegeben

Dr. Joshua­ Heerey von der La Trobe University in Melbourne hat zu klären versucht, welche Bedeutung der MRT-Bildgebung bei der Diagnose und Prävention einer Hüftarthrose bei jungen Leistungssportlern zukommt. Hierzu hat er Australian-Football- sowie Fußball-Spieler im Kernspin­tomografen untersucht. 184 von den insgesamt 239 Sportlern hatten Schmerzen im Bereich von Hüfte oder Leiste mit einem  positiven Ergebnis im Flexions-Adduktions-Innenrotations-Test, 55 waren beschwerdefrei.

Zwischen Sportlern mit und ohne Beschwerden gab es radiologisch kaum Unterschiede. Bei mehr als der Hälfte der Untersuchten fanden sich beispielsweise zwar Risse im Labrum acetabuli. Das galt aber für beide Gruppen gleichermaßen. Knorpeldefekte hatten knapp 50 % der Sportler mit Schmerzen, aber auch rund 50 % der Beschwerdefreien.

Eine klare Assoziation gab es nur zwischen einer Schmerzsymptomatik und besonders schweren Defekten. Laut Dr. Heerey­ fand sich kein eindeutiger radiologischer Befund im Bereich des Hüftgelenks, anhand dessen sich ein Sportler mit Beschwerden von einem ohne Beschwerden unterscheiden ließe. Die Athleten müssen deshalb über die Häufigkeit derartiger Untersuchungsergebnisse und deren unpräzise Beziehung zu den Symptomen aufgeklärt werden, so der Autor.

Sein Appell an die Kollegen: Man sollte sich bewusst machen, dass sich bei jungen Menschen sowohl aus individuellen Symptomen als auch aus Auffälligkeiten in der MRT oft keine Aussagen über das Ausmaß einer Hüftgelenkspathologie ableiten lassen. Denn auch Befunde wie ein abnormal geformter Hüftkopf oder ein überstehender vorderer Pfannenrand, die ein Hüft-Impingement bedingen können und ebenfalls Prädiktoren einer Coxarthrose sind, zeigten sich in der MRT bei den Sportlern mit Schmerzen nicht häufiger als bei den schmerzfreien Spielern.

MRT in der Zusammenschau sehr wohl von Bedeutung

Wenn Beschwerden, klinische Untersuchung und radiologischer Befund in die gleiche Richtung deuten, ist ein entsprechender MRT-Befund aber ohne Frage relevant, schreibt Dr. Heerey­ abschließend. Dann sollten die Ergebnisse selbstverständlich Einfluss auf Therapieentscheidungen nehmen, um eine Hüftarthrose zu verhindern oder ihr Fortschreiten zu bremsen.

Quelle: Heerey JJ. Br J Sports Med 2023; DOI: 10.1136/bjsports-2023-107317