Brustkrebspatientinnen ohne zirkulierende Tumorzellen leben länger
Um den prognostischen Wert der zirkulierenden Tumorzellen (CTC) bei Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom zu klären, initiierten deutsche Wissenschaftler eine Metaanalyse. Sie basiert auf Daten von insgesamt 14 peer-reviewed Studien aus der ganzen Welt mit insgesamt 4079 Brustkrebspatientinnen. Bei ihnen wurden vor und während der Behandlung wiederholt CTC gemessen. Zu Anfang wiesen 2961 Frauen diese Zellen auf, waren also CTC-positiv.
Die gepoolte Auswertung bestätigt die Anzahl der zirkulierende Tumorzellen als prognostischen Faktor: Je weniger im Blut schwammen, desto länger war das mediane Gesamtüberleben (OS) der Patientinnen, erläuterte Professor Dr. Wolfgang Janni von der Universitätsfrauenklinik Ulm. So überlebten Frauen, die vor Therapiebeginn keine CTC aufwiesen, median 43,04 Monate. Im Vergleich dazu lebten Patientinnen mit ein bis vier zirkulierenden Tumorzellen 30,55 Monate, solche mit 5–25 Zellen 16 Monate und die mit mehr als 25 Zellen nur 15,44 Monate (Hazard Ratio [HR] 1,44; p < 0,0001 bzw. HR 2,01; p < 0,0001 bzw. HR 3,01; p < 0,0001).
DETECT III: CTC-Monitoring mit klinischer Relevanz
Quelle: Fehm T et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; PD3-12
14 Monate mehr im Falle einer Konversion
Frauen, die über den gesamten Beobachtungszeitraum keine zirkulierenden Tumorzellen hatten, lebten mit median 47 Monaten am längsten. Bei knapp einem Drittel (27,1 %) der initial CTC-positiven Patientinnen mit mindestens einer zirkulierenden Zelle befanden sich nach median 29 Tagen ab Therapiebeginn keine Tumorzellen mehr im Blut. Sie lebten fast doppelt so lange wie jene, die positiv blieben (32,20 Monate vs. 17,87 Monate; HR 0,49; p < 0,0001). Umgekehrt verschlechterte sich die Prognose der initial CTC-Negativen, wenn sich unter der Behandlung auf einmal zirkulierende Tumorzellen im Blut befanden (29,67 Monate vs. 47,05 Monate; HR 1,52; p < 0,0001). Diese Effekte bestätigten sich unabhängig vom Brustkrebs-Subtyp: Patientinnen mit einem luminalen (HR+/HER2-) metastasierten und initial CTC-positiven Mammakarzinom überlebten mit median 36,58 Monaten versus 20,45 Monate signifikant länger als jene ohne CTC-Ansprechen (HR 0,47; p < 0,0001). Teilnehmerinnen mit HER2+ metastasiertem Brustkrebs lebten länger, wenn unter der Therapie alle zirkulierenden Tumorzellen im Blut verschwanden (22,80 Monate vs. 36,83 Monate, HR 0,54; p < 0,0001). Den deutlichsten Überlebensvorteil erreichten die Patientinnen mit metastasiertem, initial CTC-positivem tripel-negativem Mammakarzinom (TNBC). Sie verdoppelten ihr medianes Gesamtüberleben bei CTC-Ansprechen von 9,38 Monaten auf 20,47 Monate (HR 0,41; p < 0,0001).Klinischer Nutzen muss noch validiert werden
Die Überlebenszeit war damit nur etwa vier Monate kürzer als bei den bereits initial CTC-negativen TNBC-Patientinnen mit median 24,61 Monaten. Die Daten deuten laut Prof. Janni darauf hin, dass sich durch ein frühes CTC-Monitoring die Prognose von Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom besser voraussagen lasse. Dies gelte für alle intrinsischen Subtypen. Der klinische Nutzen des CTC-Monitorings müsse jedoch weiter validiert werden.Quelle: Janni WJ et al. San Antonio Breast Cancer Symposium 2020 virtual; GS4-08